Schauplatz New York:Ausbesserung dringend erforderlich

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Als Donald Trump sich zur Vereidigung aufmachte, wurde La Guardia lahmgelegt. Der Flughafen ist aber ohnehin extrem reparaturbedürftig. Mit einer Sanierung könnte Trump sich in seiner Heimatstadt beliebter machen.

Von Peter Richter

Der Tag, an dem Donald Trump aufbrach, sich in Washington als Präsident einschwören zu lassen, hat ihn in New York nicht beliebter gemacht. Das liegt neben allem anderen, was sie in seiner Heimatstadt gegen ihn haben, auch daran, dass er noch mehr Staus und Stillstand verursacht, als die Leute hier ohnehin schon zu ertragen haben. Trump flog von La Guardia aus. Das war naheliegend, denn kein New Yorker Flughafen ist weniger weit vom Trump Tower entfernt. Das war aber auch entsetzlich, weil damit der Betrieb komplett zum Erliegen kam. Die Schimpfkanonaden der für mehrere Stunden zum Daddeln auf ihren Telefonen verdammten Geschäftsreisenden sind im Internet archiviert. Der Gerechtigkeit halber muss man aber dazu sagen, dass Trump nicht die ganze Schuld am Verkehrszusammenbruch traf. Gleichzeitig mit seiner Abreise war nämlich auch noch ein ganzes Rollfeld wegen "dringend erforderlicher Ausbesserungsarbeiten" geschlossen worden.

Das allerdings ist auch schon wieder so vielsagend, dass man es fast für ein Arrangement des Trump-Teams halten könnte, das die Dringlichkeit der Trump'schen Politikversprechen unterstreichen soll. Ausbesserungsarbeiten sind bei La Guardia nämlich immer, durchgehend, dringend erforderlich. Sowohl Donald Trump als auch der ehemalige Vizepräsident Joe Biden haben La Guardia öffentlich als "Dritte-Welt-Flughafen" bezeichnet. Es dürfte das einzige Mal gewesen sein, dass diese beiden Männer jemals über irgendetwas einer Meinung waren. Und trotzdem ist es ungerecht, die allermeisten Flughäfen in den Ländern der sogenannten Dritten Welt funktionieren reibungsloser und sind weniger überlastet. Übrigens auch weniger lebensgefährlich. Unvergessen der Anblick jener Maschine, die vor ein, zwei Jahren auf der verschneiten Landebahn so lange rutschte, bis ihre Spitze in den Eisschollen des East River hing: Aussteigen bitte heute nur hinten!

Trump blockiert den Flughafen? Er sollte ihn lieber sanieren

Es sind nun seit einiger Zeit schon grundlegende Investitionen an dem Flughafen angekündigt, der ausgerechnet nach dem Mann benannt ist, dessen Politik genau darin bestand: Investitionen in die Infrastruktur. Fiorello La Guardia war von 1934 bis 1945 Bürgermeister in New York und somit der Mann, der Franklin Delano Roosevelts Politik des "New Deal" in Amerikas größter Stadt ein Gesicht gab. Der New Deal war ja nicht zuletzt Wirtschaftskrisenbewältigung durch öffentliche Bauprojekte, ähnlich wie bei den Nazis mit ihren Autobahnen, nur in einem demokratischen System. New Yorks Flughäfen gehörten dazu, und die Schnellstraßen, auf denen man hin und wieder wegkommt, was heute meistens nicht mehr ganz so gut klappt; siebzig Jahre alte Arterien neigen nun mal zur Verkalkung. Aber auch wenn Jane Jacobs heute berühmter ist, die eher an dörflichen Kleinstrukturen orientierte Hauptgegnerin von La Guardias Stadtarchitekten Robert Moses, und auch wenn die derzeitige Stadtregierung aus individualverkehrsfeindlichen Erwägungen heraus gern künstlich pädagogisch gemeinte Staus inszeniert: Wer jemals zu Thanksgiving oder Weihnachten oder anderen ruhigen Momenten zwischen New Yorks Flughäfen unterwegs war und auf den Schnellstraßen entlang der Ufer, der ahnt, wie befreiend und beflügelnd das Vorankommen in den späten Vierzigern hier mal gewesen sein muss.

Donald Trump, der ja ebenfalls gewaltige öffentliche Bauprogramme angekündigt hat, würde sich in New York sicher schon mal ein bisschen weniger unbeliebt machen, wenn er sich statt Mauern erst einmal Straßen, Brücken und Flughäfen vornähme. Und an den Wochenenden einfach in Washington bliebe.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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