Sarkozy-Video bei YouTube:Nicos Alko-Pop

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Nicolas Sarkozy legte den unterhaltsamsten und menschlichsten Auftritt des G-8-Gipfels hin. Doch jetzt darf er in Heiligendamm nicht betrunken gewesen sein. Mit Video.

Alex Rühle

Auftritt Journalist 1: Mennesehvaehrtn Dam'n'Herrn, 'stut unslei (stößt mild auf), schulligung, stutunsleid, dass wir erst heut auf dings, Sarkozy, in Heilen..., Heilendammen und Herren, (kichert), ohlala, der war gut, (singt) Heiligendamen und Herren... (wird von der Bühne gezerrt). Auftritt Journalist 2 (sich räuspernd): Sehr geehrte Damen und Herren, entschuldigen Sie die vorangehenden Zeilen, unser Kollege war unpässlich, wir möchten aber betonen, dass sein Ausfall (im Hintergrund heiteres Singen "Heiligendamen bekamen Namen - Heidewitzka, ist das gut!") in keinerlei Zusammenhang mit etwaigem Alkoholkonsum steht. Selbiges gilt übrigens für den französischen Staatspräsidenten, der in Heiligendamm nur Erbarmen hatte mit den ermatteten Journalisten aus aller Welt.

Beste Laune: Nicolas Sarkozy am 12. Juni in Nizza. (Foto: Foto: AFP)

Der G-8-Gipfel schleppte sich dahin, ein Protokoll folgte dem anderen, eine Presseerklärung der nächsten, da legte Nicolas Sarkozy den unterhaltsamsten und menschlichsten Auftritt der Veranstaltung hin. Er hatte gerade ein herrliches Rencontre mit Wladimir Putin hinter sich, jetzt trat er zum ersten Mal vor die internationale Presse, linste in den hell ausgeleuchteten Saal wie durch schwere Bordüren, hielt sich am Pult fest, als wär's das Staatenlenker-Steuerrad, schwenkte den Kopf hin und her wie eine mächtige Eisenkugel und fragte schwer atmend: "Gibt es Fragen? eh ben..."

Der Rest war phonetische Ursuppe. Kein französischer Sender wagte es, den Auftritt zu zeigen, nur der belgische Journalist Eric Boever moderierte ihn im belgischen Fernsehen an mit den Worten, Sarkozy habe bei dem Treffen "wohl nicht nur Wasser getrunken."

Auf YouTube wurde daraus über Nacht Alko-Pop. Der 50-Sekunden-Schnipsel wurde unterlegt mit Bier-Songs, Easy-Rider-Zitaten, einem Coluche-Monolog, aber selten hatte das Reinheitsgebot solchen Sinn wie hier, Sarko pur perlt wie Schampus. Schauerlich nur, wie humorlos die Menschen werden, wenn es um Politiker geht. In den Kommentaren befehden die Franzosen einander, als ob immer noch Wahlkampf wäre. Die einen schimpfen, ihr Präsident habe Schande über Frankreich gebracht, die anderen wettern, er habe in drei Wochen mehr erreicht als Jospin in vier Jahren; wem was nicht passe, der solle auswandern.

Und der belgische Journalist hat sich mittlerweile beim französischen Staat, seinen Bürgern und beim Elysée entschuldigt; haltlos seien seine Behauptungen gewesen. Sarko aber ist in seinem eigenen Film, grinst und nuschelt: "Gibt es Fragen? Eh ben..."

© SZ v. 14.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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