Sachbuch:Wie man Straßen verzaubert

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Zeugnisse einer ausgeprägten, fast überspannten Raumsinnlichkeit: Walter Benjamins Aufsätze über Städte und Architekten sind in einer gelungenen Neuausgabe erschienen.

Von Michael Mönninger

Die ästhetische Lumpensammlerei der Kulturgeschichte stieg seit ihren Anfängen in der Volkskunde der Brüder Grimm zum Gestaltungsideal der modernen Avantgarden im 20. Jahrhundert auf. Doch aus der Liebe der Alltagsarchäologen zum Zufall, Abfall und zu Marginalen wurde schnell ein beispielloser Kitsch des Negativen, der in entgrenzter Müll-Kunst und popartistischer Trivial-Romantik versackte. Um den Beziehungssinn und die Einfühlungsgabe der Asphalt-Anthropologen und Fährtenjäger zu erahnen, die in der hochkapitalistischen Blüte nach 1900 das Seelenleben der Waren, Apparate, Häuser und Städte erforschten, sollte man wieder die Pioniere lesen.

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