Russische Literatur:Der Geruch von Sprengstoff

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Der wunderbare Erzähler Michail Ossorgin wurde mit "Eine Straße in Moskau" bekannt. In "Zeuge der Geschichte" und "Buch vom Ende" schildert er den Weg der Revolutionäre in den Terror.

Von Lothar Müller

Es gibt Lektüren, nach denen einzelne Bilder eines Romans die Innenwelt des Lesers nicht mehr verlassen. Als im Juli 2015 in der "Anderen Bibliothek" der Roman "Eine Straße in Moskau" von Michail Ossorgin erschien, gab es darin die Szene mit der Zigarettenschachtel der Marke "Ira". Auf sie stürzte vom mühsam erreichten Fensterbrett eine der dunkelsten Figuren des Buches zu, der junge Mann, der im Krieg mit seinen Armen und Beinen auch den Namen verloren hatte und nun nur noch "der Stumpf" hieß, sich das Rauchen aber nicht hatte nehmen lassen. Vielleicht war es seine eigene Schachtel, die ihm bei seinem jähen Sturz plötzlich riesengroß erschien und zum letzten Bild wurde, das seine Augen in sich aufnahmen.

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