RTL-Castingshow:Effektvoll verglühen

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Der Rückzug des "Superstars" Max Buskohl macht deutlich, dass es bei "Deutschland sucht den Superstar" nicht um Talentsuche geht. Vielmehr geht es um die optimale Ausbeutung junger Sänger.

Hans Hoff

Eigentlich lief alles prima bei Deutschland sucht den Superstar.

Ein kleiner Pseudoeklat um Dieter Bohlens Sprüche zum Start, ordentliche Quoten für die Shows und die Aussicht, nach dem Finale am 5. Mai gleich in die Planung für die fünfte Staffel einsteigen zu können, wirkten im Hause RTL wie der Lohn für eine perfekte Inszenierung.

Selbst Bild war wieder mit im Boot und entsandte einen Dauerreporter, der quasi aus dem Bauch des Formats heraus berichtete und laue Windmeldungen wunderbar zu großen Pupsgeschichten aufblies.

Nun aber ist die Sendung kurz vor dem letzten Akt in die Krise geschlittert, weil einer der Kandidaten nicht so wollte, wie es die Verträge vorsahen. Der Nachwuchssänger Max Buskohl hat DSDS verlassen und RTL ein handfestes Glaubwürdigkeitsproblem beschert.

Vordergründig ging es erst einmal darum, ob RTL den 18-Jährigen nun feuerte oder ob er freiwillig ausstieg. Schnell mühte man sich zu versichern, dass eine von der Bild verbreitete Rauswurftheorie offenbar nicht haltbar sei. "Wir müssen die Idee des Formats schützen", sagt RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger. Diese Idee beinhalte nun mal, dass am Schluss der Show ein Sänger mit einem Produkt stehe.

Vorbei ist es mit der DSDS-Romantikstory

Dieses Produkt wollte Buskohl aber offensichtlich nicht in der vom Sender gewünschten Glätte liefern, sondern sich lieber mit seiner krachigen Rockband verwirklichen, weshalb er von RTL vielfach bedrängt wurde. Noch am vergangenen Samstag hatte Moderatorin Tooske Ragas ihn zu einer öffentlichen Verpflichtungserklärung genötigt. "Ich will das ja hier", hatte Buskohl geantwortet, einen Tag später aber dann mit RTL die Trennung beschlossen.

Bemerkenswert ist weniger das Verfahren der Scheidung als vielmehr der Umstand, dass sich DSDS damit auch Durchschnittszuschauern als das entlarvt, was es ist: ein Industrieprodukt, das die Bilanz des Senders und der mit ihm verbundenen Plattenfirma aufhübschen soll - ohne Rücksicht auf die Befindlichkeit einzelner Kandidaten.

Selbst Dieter Bohlen ist in diesem Zusammenhang als Randfigur zu sehen, die wahlweise in den Rollen Hampelmann, Pausenclown oder nützlicher Idiot verwertet wird. Vorbei ist es jetzt mit der DSDS-Romantikstory, die immer wieder vorgab, es gehe um Talentsuche. Deutlich wird, dass im Vordergrund die optimale Ausbeutung junger Talente steht, die schnell in den Popkosmos geschossen werden und dort möglichst effektvoll verglühen sollen.

Das hat bisher immer prima geklappt, denn die Namen der bisherigen Sieger kennen nur noch ihre wenigen verbliebenen Fans.

Ob das auch der Musikersohn Max Buskohl erst jetzt erkannt hat oder ob er als junger Medienprofi die ganze Zeit auf den Werbeeffekt spekulierte, den der Wettbewerb so mit sich bringt, ist offen. Jedenfalls hat sich der DSDS-Dissident bereits eifrig den gängigen Boulevardmedien angenähert und sich dort seines gestiegenen Marktwertes versichert. Gestiegen ist damit auch der Bekanntheitsgrad seiner Rockband, die rein zufällig so heißt, wie man auch die ganze DSDS-Farce nennen könnte: Empty Trash.

© SZ vom 25.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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