Roland Kaiser und Götz Alsmann:Stocksteife Softeismusikanten

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"Jetzt sehe ich dich mit ganz anderen Augen": Roland Kaiser und Götz Alsmann haben auf Arte eine Nacht lang gar keinen Spaß.

Hans Hoff

Götz Alsmann und Roland Kaiser leben in derselben Stadt und kennen sich seit Jahren. Zu sagen haben sie sich trotzdem wenig. Daran kann auch Arte nichts ändern, obwohl der Sender die beiden Münsteraner extra zu einer gemeinsamen Reise durch die westfälische Nacht eingeladen hat.

Zwei, die sich nicht verstehen: Alsmann (li.) lügt Kaiser an. (Foto: Foto: ZDF, © avanti media/ Boris Fromageot/ John Toft)

Die beiden Herren fahren in einer viel zu dicken Limousine durch die Fahrrad-Stadt Münster, sie grummeln ein wenig oder starren aus ihren Seitenfenstern. Fesche Anzüge tragen sie und den obersten Hemdknopf offen. Das soll locker wirken, aber es gab wohl selten so steife Hauptdarsteller in der nicht gerade jungen Arte-Reihe.

Mit dem Argument "Ich habe keinen Humor" hat Kaiser der Einladung zu Alsmanns Zimmer frei-Show lange widerstanden. Irgendwann ist er dann doch hingegangen und hat sich passabel geschlagen. Vielleicht hat ihn das zu dem Irrtum verleitet, so etwas könne mit Alsmann wieder funktionieren. Weil der ja als Rund-um-die-Uhr-Komiker gilt. Das ist er sicher auch, aber wenn einer auf seine eruptive Fröhlichkeit nicht reagiert, kann auch er sehr wortkarg werden.

Alsmann und Kaiser besuchen eine Musikalienhandlung, wo Alsmann 1969 sein erstes Banjo erstand, die Uni, ein Kloster, wo Kaiser mal Trost fand, und ein gemütliches altes Studio. Dabei wirken sie nicht wie fröhliche Musiker, sondern wie Insolvenzverwalter, die ein marodes Werk besichtigen.

Einmal kommt es ganz hart. Da sitzen sie in einer für ihre Würze gefürchteten Currywurstbude und testen den mittleren Schärfegrad. Man meint zu sehen, wie Alsmann feuchte Augen kriegt. Dann folgt die schönste Szene des Films. Als die zwei aus der Bude kommen und in ihr automobiles Dickschiff steigen, spielt die Regie Hardrock ein. "Go and save yourself" singt die Band Audioslave, und es wirkt wie ein Gewitter, das sich über zwei Softeismusikanten auf der Flucht zusammenbraut.

Immer wieder versuchen es die beiden Reisenden. Im Studio spielt Alsmann etwas, und Kaiser brummelt dazu. Dann ist Kaiser von etwas begeistert, aber Alsmann meint nur, das kenne er nicht. Am Schluss stehen sie vor der Tür. "Jetzt sehe ich dich mit ganz anderen Augen", lügt Alsmann, als Kaiser ins Auto steigt und verschwindet. Die Worte danach wirken wie eine Erlösung. "Also", sagt er zum Studiochef: "Wir machen noch 'ne Flasche auf, oder?"

Durch die Nacht mit Götz Alsmann und Roland Kaiser, Arte, Donnerstag, 0.40 Uhr.

© SZ vom 01.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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