Reisebuch für Kinder:Einmal um die Welt

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"Mein Städte-Atlas" zeigt in sehr eigenwilligen Stadtkarten, wo die Sehenswürdigkeiten sind, die Kinder sich anschauen sollen und die sie wirkliche interessieren werden.

Von Stefan Fischer

Wo ist was und wie komme ich da am einfachsten hin? Wir erwarten von Landkarten und Stadtplänen, dass sie uns eine geografische Orientierung ermöglichen. Und vergessen darüber, dass solche Karten eigentlich noch viel mehr können: Es gibt etwa aus dem Mittelalter großartige Beispiele für Karten, die auf eine religiöse oder weltanschauliche Orientierung der Betrachter hin ausgelegt sind. An diese Tradition knüpft Martin Haake mit seinem Städte-Atlas Einmal um die Welt an. Auch wenn es bei ihm nicht um Ideologien geht, sondern um die pure Lust: am Reisen, am Entdecken.

Sein Städte-Atlas richtet sich an Kinder, die lässt ohnehin niemand allein losziehen in Barcelona oder Rom, Amsterdam oder Sydney. Haake regt Kinder an herauszufinden, dass sie unbedingt ins Prager Schwarzlichttheater wollen oder in die Berliner Bastellerie. Wie sie hinkommen, darum sollen sich gefälligst die Eltern oder Großeltern kümmern mit einem konventionellen Stadtplan. Deshalb hat sich Martin Haake, der als freier Illustrator in Berlin lebt, in seinen 30 doppelseitigen Stadtplänen weitgehend von der Topografie der Städte gelöst. Einzig Flussläufe und Küstenlinien sind stilisiert wiedergegeben.

Haake macht sich und den Betrachtern seiner Illustrationen ein eigenes Bild all der Städte. Man erkennt die Sehenswürdigkeiten natürlich, wenn man sie kennt. Aber an einem Fotorealismus ist ihm nicht gelegen. Wer in Barcelona die "Sagrada Familia" zum ersten Mal in seinem Leben besucht oder die Brooklyn Bridge, soll sie nicht vorher schon in allen Details auf Abbildungen betrachtet haben, sondern sich die Neugier und das Staunen vor Ort bewahren. Zoos, Schwimm- und Freibäder, Kinderzirkusse stehen bei Martin Haake im Fokus. Plätze, an denen Kinder sich austoben, Orte, an denen sie selbst etwas ausprobieren können. Aber er will sie auch für Museen begeistern, für Architektur, für die Geschichte der jeweiligen Stadt. Dabei löst er den vermeintlichen Entweder-oder-Mechanismus auf - ein Städtetrip muss nicht in ein Kinder- und ein Erwachsenenprogramm zerfallen, das illustriert Martin Haake sehr deutlich. Es gibt in jeder Stadt Orte, an denen sich die ganze Familie amüsieren kann, etwa im Centre des Sciences in Montreal, auf der Insel Djurgården in Stockholm - auch und gerade, weil jeder sich dort seinen Platz suchen kann. (ab 8 Jahre)

Martin Haake: Einmal um die Welt. Mein Städte-Atlas. Knesebeck Verlag, München 2016. 64 Seiten, 19,95 Euro.

© SZ vom 29.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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