Reformationsgeschichte:Am Anfang war die Druckerpresse

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Protestsongs, Flugblätter und theologische Schaukämpfe: Thomas Kaufmann erzählt die Reformation als Kommunikationsgeschichte.

Von Johann Hinrich Claussen

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Erinnerung an die Reformation im kommenden Jahr wird für lange Zeit die bedeutendste Gedenkfeier in Deutschland sein. Auch wem der Luther-Rummel schon jetzt an den Nerven zehrt, kann nicht leugnen, dass es so bald kein vergleichbares kulturelles Großereignis geben wird. Das hat sein tieferes Recht. Denn - was nur wenige wissen - unsere heutige Erinnerungskultur verdankt sich der Reformation. Was wir als öffentlich begangenes Geschichtsgedenken kennen, ist eine Spätfolge des frühen Protestantismus. Die erste Jahrhundertfeier des sogenannten Thesenanschlags im Jahr 1617 setzte ganz bewusst die historische Memoria an die Stelle der Jubeljahre, welche die Papstkirche für ihre Ablässe inszenierte. Nicht ein frommer Handel, sondern die Erinnerung an ein beglückendes Ereignis sollte gefeiert werden. Die heutigen Gedenkfeiern für Kriegsanfänge und Friedensschlüsse, epochale Menschheitsverbrechen und humane Neuaufbrüche, verdanken sich den ersten protestantischen Reformationsjubiläen.

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