Raubkunst:"Blamage"

Die Gurlitt-Taskforce wird aufgelöst, obwohl die Recherchen noch laufen. Nur vier Bilder aus dem Erbe des NS-Kunsthändlers wurden restitutiert.

Obwohl die Arbeit der Gurlitt-Taskforce noch keineswegs abgeschlossen ist, soll sie Ende des Jahres aufgelöst werden. Das sagte ein Sprecher der Staatsministerin für Kultur, Monika Grütters gegenüber dpa.

Zuvor hatte das bayerische Kunstministerium auf eine Anfrage der Grünen den aktuellen Stand der Taskforce-Arbeit bekannt gegeben. Bisher habe diese von den 1280 Werken, die im November 2013 in der Münchner Wohnung von Cornelius Gurlitt gefunden worden waren, erst vier als Raubkunst identifiziert. Zwei wurden den Nachfahren der rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben. Bei "Hunderten" Werken sei die Provenienzrecherche "noch nicht abgeschlossen". Zu 104 Werken lägen 113 Ansprüche vor. Sepp Dürr, kulturpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, kritisierte die Provenienzrecherche im Fall Gurlitt scharf. "Größer könnte die Blamage nicht sein. Die Taskforce war letztlich eine reine Alibi-Veranstaltung."

Die von Ingeborg Berggreen-Merkel geleitete Taskforce wurde Ende 2013 gegründet, um - innerhalb eines Jahres - die Herkunft der 2012 in Gurlitts Wohnung beschlagnahmten Werke zu klären. Doch auch nach einem weiteren Jahr ist man davon weit entfernt. Die Arbeit soll nun im Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg fortgeführt werden, so ein Sprecher von Grütters.

© SZ vom 06.10.2015 / jhl, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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