Ralf Hütter wird 70: Gut konserviert

Wird 70 Jahre alt: Kraftwerk-Gründungsmitglied Ralf Hütter. (Foto: imago)

Der "Kraftwerk"-Musiker Ralf Hütter wird 70 Jahre alt. Und die Hälfte davon hat er für das Erbe seiner Band gewirkt, von "Autobahn" bis zu "Computerwelt".

Bedeutet der eigene 70. Geburtstag einem Mann etwas, der zeit seines Lebens musikalisch die Zukunft bearbeitet und sich selbst dabei quasi in einen Roboter verwandelt hat? Schwer zu sagen. Doch selbst wenn Ralf Hütter, das letzte verbleibende Originalmitglied der Düsseldorfer Elektro-Gruppe Kraftwerk, seinen Siebzigsten an diesem Samstag nicht feiern sollte, könnte er etwas anderes feiern, nämlich dass er nun die Hälfte seines Lebens, also seit 35 Jahren, erfolgreich das Erbe von Kraftwerk pflegt. Fast alle Pop-Experten sind sich ja einig, dass die musikalisch kreative Phase von Kraftwerk - mit den später ausgeschiedenen Mitgliedern Florian Schneider, Wolfgang Flür und Karl Bartos - von 1974 bis 1981 dauerte, von "Autobahn" bis "Computerwelt". Danach war die Idee einer maschinellen Volksmusik aus den deutschen Industriegebieten im Grunde ausformuliert, der digitale Überwachungsstaat hatte bereits seinen Soundtrack bekommen ("Flensburg und das BKA haben unsere Daten da"), und elektronischer Pop war mit englischen Bands wie OMD oder New Order in den Charts angekommen. Es setzte die restaurative, bis heute andauernde Phase ein, in der vor allem Hütter das monolithische Kraftwerk-Œuvre remixte, neu edierte und zur Not mit Anwälten verteidigte. Zuletzt schien er es damit etwas weit zu treiben, als er den Frankfurter Musikproduzenten Moses Pelham verklagte, der zwei Sekunden Rhythmus aus dem Kraftwerk-Stück "Metall auf Metall" gesampelt hatte. Hütter verlor. Hatten Kraftwerk sich denn früher nicht auch gern bei anderen bedient? Durchaus, für "Tour de France" etwa bei Paul Hindemiths "Sonate für Flöte und Piano (heiter bewegt)", oder für "Autobahn" bei "Barbara Ann" der Beach Boys. Aber zum Geburtstag soll ja nicht gemäkelt, sondern gratuliert werden: Herzlichen Glückwunsch, Ralf Hütter, und weiterhin viel Freude mir Ihrem allerliebsten Zeitvertrieb, dem schnellen Radfahren!