Radar:Mit Blau in die Tiefe

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Die erste David-Bowie-Auktion übertrifft alle Erwartungen. Das Dorotheum feiert Italien. Und Nagel überrascht mit einem Aquarell von Beuys.

Von Dieter Baur-Mathyl

Werke aus David Bowie s Kunstsammlung haben am Donnerstagabend bei Sotheby's in London mit 24,3 Millionen Pfund mehr als doppelt so viel eingebracht wie erwartet. Bei der ersten von mehreren Auktionen wurden allein für Jean-Michel Basquiats Gemälde "Air Power" mehr als sieben Millionen geboten. Frank Auerbachs "Kopf von Gerda Böhm" übertraf mit 3,8 Millionen Pfund den Schätzwert um das Zehnfache. Damian Hirsts "Spin", an dessen Entstehung Bowie beteiligt war, brachte 755 000 Pfund. Sämtliche Lose wurden verkauft.

Im Wiener Dorotheum steht am 22. und 23. November eine internationale Offerte zeitgenössischer und moderner Kunst auf dem Programm. Großes Gewicht nehmen hier wie gewohnt die italienischen Einlieferungen ein. Paolo Scheggis in strahlendem Blau reliefartig in räumliche Tiefenschichten vorstoßende Arbeit der Sechzigerjahre, "Intersuperficie curva dal'azzurro" zählt ebenso dazu wie eine elegant strukturierte "Superficie bianca" von Enrico Castellani aus den Achtzigern (Taxen 160 000, 250 000 Euro). Das Hauptlos der österreichischen Nachkriegskunst kommt mit Arnulf Rainers 1951 datierter, auf 190 000 Euro geschätzter "Zentralgestaltung" auf Grau zum Aufruf; ein auf Minimalformen reduziertes Öl ohne Titel von Maria Lassnig, ebenfalls aus den Fünfzigern, mit 70 000. Mit der höchsten Schätzung wird in der französisch, italienisch und deutsch besetzten Moderne ein Blumenbild Marc Chagalls, "Fleurs" (1924), aufgeboten. Ein sehr frisch gebliebener Giacomo Balla aus den Zwanzigern wäre mit der Temperaarbeit "Valori plastici" für 150 000 zu erwerben; ein Mädchenakt aus den Dreißigern von Karl Hofer für 180 000 Euro.

Ein Aquarell von Joseph Beuy s, der mit 20 000 Euro geschätzte Blick auf eine winterliche Straße in Düsseldorf von 1946, überrascht im Angebot moderner und zeitgenössischer Kunst bei Nagel am 16. November. Neben Pastellen von Adolf Hoelzel ist hier Fritz Winter mit einem großformatigen informellen Öl auf Papier, "Berückend" (1950), vertreten (25 000). Vor allem aber gelangt aus dem Nachlass des Grafikdesigners und Typografen Kurt Weidemann eine umfangreiche Sammlung von Grafikarbeiten des Wiener Aktionisten und Zeichners Günter Brus zur Versteigerung: darunter die 1976 gezeichnete Bildgeschichte "Ganz ganz kleine Glitzersteine oder Die Welt in Scherben" (1000), "Tischbeins Stuhlgang", eine 30-seitige Bilddichtung von 1980 (10 000), Foto- und Serigrafie-Mappen, sowie eine umfangreiche Sammlung mit Briefen des Künstlers (8000).

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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