Radar:Konsumsessel

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(Foto: Van Ham)

Van Ham versteigert eine Sammlung von Thonet-Möbeln, das Dorotheum eine Apothekenausstattung.

Von Dorothea Baumer

Eine einmalige Kollektion historischer Bugholzmöbel versteigert Van Ham am 22. Januar. Über die Jahrzehnte zusammengetragen hat sie Wolfgang Thillmann, der sich auch als Autor und Ausstellungskurator in Museumskreisen eines guten Rufes erfreut. An die 200 Thonet-Objekte sind aufgeboten, vorwiegend Stühle, aber auch Salontische, Ankleidespiegel, Kindermöbel und anderes mehr. Sie erzählen nicht nur, wie ein Wiener Kaffeehausstuhl, der konkurrenzlos günstige "Konsumsessel Nr. 14" von 1865, auch "Drei Gulden Sessel" genannt, die Welt eroberte. Sie dokumentieren vor allem die Entwicklung dieser Möbel. Sie begann 1830 im rheinischen Boppard, wo Michael Thonet spätbiedermeierliche Stühle aus Schichtholz produzierte. Und sie gipfelte in den 1850er-Jahren, als der inzwischen nach Wien übergesiedelte Thonet ein Verfahren erfand, massives Holz zu biegen. 1856 erhielt er das Patent dafür. Thonets Verfahren wird bis heute angewandt. Zu den Höhepunkten der Offerte zählen zwei der ausschweifend eleganten, original erhaltenen Schaukelsofas, darunter das 1876/78 datierte ohne Armlehne mit einer Taxe von 6800 Euro. Desgleichen zwei der nur in sechs Exemplaren bekannten, zwischen 1846 und 1849 produzierten "Sessel Nr. 3" (je 6500). Preiswerter sind der 1856-1859 datierte "Sessel Nr. 1" in einer frühen Ausführung (2500), und natürlich der Klassiker schlechthin, der weltweit am häufigsten hergestellte "Sessel Nr. 14", in einer frühen Version auf 700 Euro, um 1890 gefertigt auf 450 Euro taxiert.

Als eine Fundgrube für Außergewöhnliches und Kurioses beliebt ist die traditionelle Auktion "Aus aristokratischem Besitz und bedeutender Provenienz" des Dorotheums in Wien. Die Offerte am 28. Januar bietet eine vielteilige historistische Apothekeneinrichtung. Sie stammt aus der ehemaligen Rothenbaum-Apotheke in Hamburg und umfasst ausladende Verkaufstresen und Regale. Die circa 1880/90 gearbeiteten Möbel sind nussfurniert und mit dunkelgrauen Marmorplatten versehen. Dafür werden 25 000 Euro erwartet. Ein weiterer dazugehöriger Vitrinenschrank in fünffacher Gliederung ist mit 2400 Euro angesetzt.

© SZ vom 19.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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