Radar:In bester Gesellschaft

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Mit Werken von Miró, Picasso und Kandinsky beginnen nächste Woche in New York wieder die Herbstauktionen.

Von Dorothea Baumer

New York ist in der kommenden Woche Schauplatz der prestigeträchtigen Auktionen impressionistischer, moderner und zeitgenössischer Kunst, üppig bestückt mit Werken in zweistelliger Millionenhöhe. Die ersten Marken setzt Christie's unter anderem mit einem kleinen Rasenstück von Vincent van Gogh, "Coin de jardin" von 1887, dem Erwartungen von um die 40 Millionen Dollar gelten. Claude Monet ist mit mehreren Gemälden vertreten, Pablo Picasso mit über einem Dutzend, darunter einem Marie-Thérèse Walter-Bild, "La Lampe" aus dem Jahr 1931 an der Spitze (25 Millionen).

Rekorde werden bei den Zeitgenossen avisiert, etwa für David Hockneys Los Angeles-Hommage "Pool of an Artist" von 1972 (um 80 Millionen). Ein 1995 entstandenes Riesenwerk des afroamerikanischen Malerstars Kerry James Marshall soll bis zu 15 Millionen bringen, ein Mark Rothko in tiefem Pflaumenblau von 1962 35 Millionen Dollar.

Zwei den Erben Alfred Flechtheims restituierte Gemälde stehen im Mittelpunkt der Offerte bei Sotheby's: Ernst Ludwig Kirchners im Kriegsjahr 1915 gemalte Duschszene "Soldatenbad" und Oskar Kokoschkas frühes, 1910 datiertes Porträt von Joseph de Montesquiou-Fezensac (je 15 Millionen). Bis zu 35 Millionen Dollar reicht die Taxe für das teuerste der drei aufgebotenen Kandinsky-Gemälde, die abstrakte Komposition "Zum Thema Jüngstes Gericht" von 1913.

Bei den Zeitgenossen setzt man auf zwei überwältigende Riesenformate: Gerhard Richters zweiteiliges, vier Meter breites "Abstraktes Bild" von 1987 (um 30 Millionen) und Jean-Michel Basquiats Zweiteiler "Untitled (Pollo Frito)" mit 25 Millionen. Ein 1996 datiertes, tief graues Flaggenbild von Jasper Johns ist mit zwölf Millionen Dollar angesetzt.

Mit einem klassischen Stück Action Painting als Hauptlos geht Phillips ins Rennen: Jackson Pollocks 1950 entstandenem Gemälde "No.16", das, auf Anfrage, achtzehn bis 25 Millionen bringen soll. Aus der gesuchten Serie der weißgrundigen Bilder stammt Joan Mirós Gemälde "Femme dans la nuit" mit seiner heiter-poetischen Ausstrahlung, der exakten Datierung 22. März 1945 und einer Taxe von zwölf bis 18 Millionen Dollar.

Unterdessen geht an den deutschen Häusern die Auktionssaison weiter: In seiner Altkunstauktion am 15. November bietet etwa Van Ham ein weiteres Werk erst in diesem Frühjahr vom Markt entdeckten flämischen Barockmalerin Michaelina Wautier: das kleine Genrestück eines schnuppernden "Knaben mit Tabak", das mit einer Taxe von 90 000 Euro aufgerufen wird. Für ein Bildnis der schönen Kurtisane Alice Ozy, eine Berühmtheit der Pariser Gesellschaft Mitte des 19. Jahrhunderts, aus der Hand eines ihrer vielen Verehrer, Théodore Chasseriau, sind mindestens 60 000 anzulegen. Drei kleine Landschaften von Carl Spitzweg sind mit 8000 und 12 000 Euro angesetzt, Mondschein- und Grottenromantik mit feuerspeiendem Vesuv, skizziert von Johann Christian Clausen Dahl mit 10 000 Euro.

Eine malerisch mit allen Reizen ausgestattete Kleopatra, jüngst als ein Gemälde des Florentiner Barockmalers Onorio Marinari identifiziert, ist das mit 130 000 Euro geschätzte Titellos bei Lempertz am 17. November. In bester Gesellschaft dazu befindet sich eine elegant aufgeputzte "Salome" des aus der Werkstatt Lucas Cranachs des Älteren hervorgegangenen Meisters I.W.. Das auf Holz gemalte Bild ist um 1525 datiert und soll 150 000 Euro bringen.

Ansonsten beherrschen die Niederländer des 17. Jahrhunderts weithin das Feld, darunter Landschafter wie Jacob van Ruisdael (100 000) und Roelant Savery (180 000). Das überragende Los des 19. Jahrhundert stammt aus der Hand des virtuosen Maler-Architekten Leo von Klenze: eine stimmungsvolle Komposition "Römische Bauten mit Ansicht der Cloaca Maxima". Eine späte Spitzweg-Landschaft in schmalem Querformat ist mit stolzen 100 000 Euro angesetzt.

Beim vorausgehenden Kunstgewerbe wird eine niedersächsische Sammlung von Elfenbeinarbeiten, insbesondere üppig geschnitzter Deckelhumpen vorwiegend des 19. Jahrhunderts aufgerufen. Das Hauptlos unter den frühen Stücken ist die mit Sockel über einen halben Meter messende vollplastische barocke Figur eines Herkules im Kampf mit der siebenköpfigen Hydra. Dafür werden 150 000 bis 250 000 Euro erwartet.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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