Radar:Ein Papst für sieben Millionen

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Nächste Woche werden in London die Frieze und die Frieze Masters eröffnet. Auch die Auktionshäuser fahren bei dieser Gelegenheit natürlich einiges auf.

Von Dorothea Baumer

Frieze Masters, die jüngere Schwester der Londoner Starveranstaltung zeitgenössischer Kunst (5. bis 8. Oktober), ist mit ihrem eklektischen Konzept einer Mischung von Moderne und Altmeisterlichem zur idealen Sammlermesse geworden. Dazu tragen nicht unwesentlich auch die sieben aus Deutschland anreisenden Galerien bei, darunter allein vier aus München. Man bräuchte bei Rudigier nur einen Blick auf die makellose Patina einer großen barocken Bronzegruppe von Alessandro Algardi zu werfen, die den sterbenden Adonis in den Armen von Venus zeigt Bei Kunstkammer Georg Laue dürfte ein spektakuläres hochbarockes Elfenbeinrelief Ignaz Elfhafens mit Rothschild-Provenienz größte Begehrlichkeiten wecken. Ebenso aber auch ein Danziger Schachspiel von 1700 in leuchtendem Bernstein. Während die Galerie Thomas die Klassische Moderne mit einer Schau von Calder- und Miró-Werken hochhält, zielt Daniel Blau mit "Trophy Heads" auf eine heutige Kopfjägerei mit Porträts von Georg Baselitz bis Jonas Wood.

Die großen Auktionshäuser lassen sich die Anwesenheit der internationalen Sammler während der Frieze-Woche natürlich nicht entgehen. Sie haben für den 5. und 6. Oktober ihre Abendauktionen von Nachkriegs- und zeitgenössischer Kunst angesetzt. Sotheby's macht den Anfang mit einem großformatigen Spätwerk Philip Gustons, "Odessa" von 1977, das 2,5 bis 3,5 Millionen Pfund bringen soll, und setzt in der Tagesauktion auf eine Spezialofferte mit Werken, die im Bauhaus oder in dessen Umfeld entstanden. Christie's kann mit einer ganzen Reihe von Highlights auftrumpfen, darunter einem frühen, 1955 gemalten Papstbild von Francis Bacon, das mit mindestens sieben Millionen Pfund geschätzt ist. Für eine im Wasser gespiegelte Waldlandschaft mit Hütte von Peter Doig, "Camp Forestia" von 1996, werden mindestens 14 Millionen Pfund erwartet; für ein Schädelmotiv des 22-jährigen Jean-Michel Basquiat 12 bis 18 Millionen. Phillips zieht mit Sigmar Polke ins Rennen. Sein 1994 entstandenes, vexierbildhaft schillerndes Rasterbild "Tänzerin" ist zum ersten Mal auf dem Markt, wurde aus deutschem Privatbesitz eingeliefert und ist mit 2,5 bis 3,5 Millionen Pfund geschätzt.

© SZ vom 30.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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