Radar:Bild aus Draht

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Ein Prachtexemplar: eine weiß-blaue Doppelkürbisvase (huluping). Das symbolträchtige Stück ist in der Regierungszeit des Kaisers Jiajing im 16. Jahrhundert entstanden. (Foto: Lempertz)

"Huluping" ist der Fachbegriff für eine Vase in Form eines doppelten Kürbis. Sie wird in Köln während der Asiatika-Auktionen versteigert.

Von Dorothea Baumer

Den Auftakt der Münchner Moderne-Auktionen macht Karl & Faber am 6. Dezember mit einem expressionistischen Highlight: Heinrich Campendonks leuchtend rotem "Bild mit Vögeln", 1916 in Seeshaupt am Starnbergersee entstanden, noch im gleichen Jahr in der Berliner Galerie "Der Sturm" ausgestellt, zuletzt Leihgabe im Franz-Marc-Museum in Kochel, wird auf 250 000 Euro geschätzt. Die höchsten Taxen der Offerte gelten indessen zwei zeitgenössischen Werken: einer Atelierszene mit Modell des britischen Künstlers Frank Auerbach von 1988 (350 000) und einem frühen "Abstrakten Bild" Gerhard Richters in heftigem Pinselduktus. Richters Gemälde war erstmals 1985 in der Münchner Galerie Fred Jahn zu sehen, dem Jahr, das Richters internationalen Durchbruch bedeuten sollte (600 000).

Bei Neumeister am 8. Dezember rangieren die 38 Zirkusszenen aus Marc Chagalls 1967 herausgegebenem lithografischen Hauptwerk "Cirque" ganz obenauf (100 000). Die zeitgenössische Offerte führt ein Gemälde mit dominantem Augenmotiv von Albert Oehlen aus den Achtzigern ohne Titel an (150 000). In der zwei Tage vorausgehenden Altkunst-Auktion dürften vor allem die 125 Gemälde der Münchner Schule aus der Sammlung Karl Wormser Interesse wecken.

Ketterer beschließt die Serie mit einer Marktrarität: Kurt Schwitters "Merzzeichnung" von 1919, eigentlich eine Assemblage aus Holz, Draht und Nägeln, vom Künstler selbst rückseitig mit damals utopischen "1000 Mark" ausgezeichnet, jetzt mit 400 000 bis 600 000 Euro geschätzt. Mit gleich hoher Taxe geht von Max Beckmann das im Sommer 1927 in Frankfurt entstandene "Stillleben mit Rosen" ins Rennen. In der Kunst nach 1945 teilen sich ein Scheibenbild Ernst Wilhelm Nays aus den Fünfzigern (250 000), ein Nagelbild "Weisses Feld" (1965) von Günther Uecker mit je 200 000 Euro die höchsten Taxen. Der Kopf "Das Abgerbild", Georg Baselitz' Auseinandersetzung mit der Tradition des Christusbildes ist mit 180 000 Euro angesetzt.

Salzburg, Köln und Zürich sind die Schauplätze der großen Asiatika-Auktionen mit Schwerpunkt China. So bietet Nagels Highlightauktion in Salzburg am 6. Dezember als Topstück eine tibetische Bronzefigur des 15. Jahrhunderts, vermutlich Nagaraja darstellend, mit einer Taxe von 200 000 Euro. Auch ein Paar Silbergriffe mit "Taotie"-Masken (50 000) und eine ebenfalls Qianlong-zeitliche sechshalsige Vase mit unterglasurblauem Dekor (40 000) zählen zum Angebot.

Einer im 12. Jahrhundert im Königreich Dali entstandenen figürlichen Bronze eines Buddha Amitabha gelten bei Lempertz am 9. Dezember die höchsten Erwartungen (100 000). Das Prachtexemplar unter den Porzellanen wird mit einer weiß-blauen Doppelkürbisvase (huluping) aufgerufen. Das symbolträchtige Stück ist in der Regierungszeit des Kaisers Jiajing im 16. Jahrhundert entstanden (40 000).

Japanische Netsuke aus einer renommierten italienischen Sammlung versteigert Van Ham am 7. Dezember. Star der Offerte ist ein Fabeltier, die verwegene Elfenbeinschnitzerei eines sitzenden Einhorns, "Kirin", aus der Edo-Zeit des 18. Jahrhunderts (100 000).

Zuletzt im Museum für Asiatische Kunst in Berlin ausgestellt waren die mongolischen Bronzen der vier Himmelskönige oder Weltenwächter des 18. Jahrhunderts aus einer süddeutschen Sammlung, die bei Koller am 4. Dezember (Taxe: 100 000 Franken) zum Aufruf kommen.

In den Londoner Altmeisterauktionen am 6. und 7. Dezember konkurrieren als Hauptlose eine Venedig-Vedute von Bellotto und eine jüngst wiederentdeckte Constable-Landschaft, angesetzt mit je zwei Millionen Pfund bei Sotheby's mit einem El Greco-Gemälde bei Christie's, das den "Hl. Franziskus und Bruder Leo über einem Totenschädel meditierend" zeigt, als eigenhändige Replik des Künstlers gilt und fünf Millionen Pfund bringen soll.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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