Radar:Beckmann-Festspiele

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Die Auktionen zur Moderne und zur Gegenwartskunst warten mit nur wenigen Toplosen auf.

Von Dorothea Baumer

An nur zwei Tagen geht in diesem Frühjahr fast das gesamte Moderne- und Zeitgenossen-Angebot der Republik über die Bühne. Die Auktionsserie startet am 31. Mai. Doch es gibt wenige Toplose. Max Beckmann und Künstler des Blauen Reiter markieren die Spitzen. Das mit Abstand teuerste Moderne-Los bei Lempertz stellt der rheinische Expressionist August Macke. Seine beschauliche "Gartenszene" stammt aus dem Jahr 1912 und soll mindestens 400 000 Euro einspielen. Von Paul Klee wird die fast monochrome Arbeit "Koniferen im Park" (1933) für 130 000 Euro angeboten; von Emil Nolde eine Marschlandschaft unter feurigem Himmel für 140 000. Bei den Zeitgenossen anderntags dominiert deutsche Nachkriegskunst der Sechzigerjahre. Eugen Gomringer, Pionier der Konkreten Poesie, gehörte einmal Josef Albers' im sonnigen Farbspektrum von Gelb bis Orange entwickelte "Homage to the Square" von 1961 (250 000). Auf der anderen Seite der Skala ist Gerhard Richters strenge Schwarz-Weiß-Ölskizze zu seinem in der Folge mehrfach abgehandelten Vorhang-Motiv angesiedelt (250 000). Die Richter-Schülerin Karin Kneffel ist mit einem Trauben-Bild von 2001 präsent (100 000).

Van Ham geht am 31. Mai mit einem Spätwerk Ferdinand Hodlers an den Start, einem Bildnis von 1917, das mit lebhaftem Ausdruck die Züge seiner Nichte festhält (120 000 Euro). Der dort gern als Hauskünstler apostrophierte Karl Hofer ist mit sechs Gemälden aus drei Jahrzehnten vertreten, darunter einem vielfigurigen "Maskenfest" von 1949 (80 000). Titellos der umfänglichen Zeitgenossen-Offerte ist eine der von Thomas Demands Fotografien nachgebauter Tatorte, der 1997 entstandene C-Print "Badezimmer (Beau Rivage)" (60 000). Teurer ist das Pathos des rumänischen Jungstars Adrian Ghenie, dessen Auftragsgemälde "Flügel des Schicksals" 100 000 Euro bringen soll. Auch in München bestimmt am 31. Mai moderne Kunst die Agenda. Neumeister zählt ein 1983 datiertes Op-Art-Acryl, "Kurt", von Victor Vasarely zu seinen Hauptlosen.

Einen Höhepunkt expressionistischer Gemälde aus dem Blauer-Reiter-Kreis bietet Karl & Faber: Heinrich Campendonks "Mädchen mit Katze", eine so rot glühende wie märchenhafte Szenerie aus dem Jahr 1918. Das Gemälde hat eine bewegte Vergangenheit und wird mit einer Schätzung von 600 000 bis 800 000 Euro aufgerufen. Die zeitgenössische Kunst führt Gerhard Richters "Fuji" aus der gleichnamigen Edition von 1996 an (350 000).

Am 1. Juni folgen Villa Grisebachs ausgewählte Werke, eine etwas glanzlose Aufstellung, die mit kaum bekannten Namen zu reüssieren sucht. Malerisch weit abgehoben erscheint Max Beckmanns winterliche Tiergarten-Landschaft, 1937 im Jahr seiner Emigration in Berlin entstanden, mit 700 000 bis eine Millionen Euro geschätzt. Ein Blumenbild (1912) von Erich Heckel, eine frühe Murnau-Landschaft von Gabriele Münter und ein weiblicher Akt von Karl Hofer aus den Dreißigern (250 000 Euro) zählen zu den höchst taxierten Losen. Bei den Zeitgenossen übernehmen das, von einer Vierfach-Mona-Lisa Andy Warhols (500 000) abgesehen, ein Sechzigerjahre-Sandalen-Motiv von Konrad Klapheck und ein Kissenbild von Gotthard Graubner (100 000, 150 000).

Den Marathon beschließt am 10. Juni Ketterer. Das zweite prominente Beckmann-Los wird hier aufgeboten: "Château d'If", eine 1936 in Berlin entstandene Erinnerungslandschaft an Südfrankreich, mit einer Schätzung von 800 000 bis 1,2 Millionen das teuerste Los der Saison ( Foto: Ketterer Kunst, VG Bild-Kunst, Bonn 2017). Das Münchner Haus hat zudem vier Mädchenakte von Otto Mueller in petto (300 000) und wartet bei den Zeitgenossen mit einem der Baselitz-Gemälde aus den Sechzigern auf (500 000). Werke aus zwei Stilphasen Gerhard Richters stehen auch zur Auswahl.

© SZ vom 27.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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