Punk-Nachruf:Alan Vega ist gestorben

Er war einer der kraftvollsten und kreativsten Musiker der amerikanischen Punkgeschichte. Mit seinem Partner Martin Rev gründete er Suicide, ihre Auftritte waren wie Happenings, mit Elvis-Touch. Nun starb Alan Vega im Alter von 78 Jahren.

Von Torsten Gross

Mit Alan Vega verliert der Pop einen seiner radikalsten und einflussreichsten Protagonisten. Während der wesentliche Antrieb der damaligen New Yorker Punkszene eine nostalgische Sehnsucht nach der ursprünglichen Kraft des Rock 'n' Roll war, hatte Alan Vega ganz anderes im Sinn. Geboren am 23. Juni 1938, wuchs Boruch Alan Bermowitz, wie er eigentlich hieß, als Sohn einer jüdischen Familie in Brooklyn auf. Nach dem Studium trat er dem militant sozialistischen Künstlerkollektiv Art Workers' Coalition bei. Als zentrale Figur des Project of Living Artist traf er den Jazz-Musiker Martin Reverby, mit dem er 1970 im für Popverhältnisse reifen Alter von 32 Suicide gründete.

Bei den Konzert-Happenings der Gruppe trat Vega wie eine schizophrene Roboterversion von Elvis Presley auf. Suicide provozierten ihr Publikum, es kam regelmäßig zu Schlägereien. Die freien Improvisationen des Duos bildeten schließlich den Nukleus des 1977 erschienenen Debütalbums "Suicide". Eine auf brutale Weise repetitive Musik, mit der Suicide Verbindungslinien aufzeigten, die damals eigentlich noch gar nicht existierten. So wurden Rev und Vega zu wichtigen Impulsgebern für verschiedene Strömungen des Post-Punk und für die elektronische Musik.

In späteren Jahren blieb Alan Vega ein umtriebiger Freigeist, es kam zu sporadischen Wiedervereinigungen mit Martin Rev, zu zahlreichen Solo- und Projektalben. Nachdem Vega 2012 einen Herzinfarkt und einen Schlaganfall hatte, konzentrierte er sich auf die Malerei. Doch bis zuletzt gaben Suicide sporadisch Konzerte. Am Samstag starb Alan Vega im Alter von 78 Jahren in New York.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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