Prix Goncourt 2021:Der Prix Goncourt geht an Mohamed Mbougar Sarr

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In Frankreich bereits vielfach ausgezeichnet: der franko-senegalesische Schriftsteller und Prix-Goncourt-Preisträger Mohamed Mbougar Sarr. (Foto: JOEL SAGET/AFP)

Die höchste literarische Auszeichnung Frankreichs wurde im Vorfeld viel kritisiert. Eine Jurorin galt als korrupt, Leitlinien zum richtigen Verhalten wurden eingeführt. Aber nun wurde eine gute Entscheidung getroffen.

Von Miryam Schellbach

Er hatte keinen glänzenden Start in diesem Jahr, der Prix Goncourt. Der wichtigste französische Buchpreis ist zwar symbolisch nur mit zehn Euro dotiert, gilt dafür aber als direkter Fahrstuhl in die Bestsellerlisten. Auch die internationalen Verlage stehen Schlange. Der 2020 ausgezeichnete Roman "Anomalie" von Hervé Le Tellier gehört mit rund einer Million verkauften Exemplaren allein in Frankreich zu den großen Bucherfolgen der "Rentrée Litteraire", des alljährlichen französischen Bücherspektakels im Spätherbst. Zurzeit steht das Buch auch auf der deutschen Bestsellerliste.

In diesem Jahr kam es im Vorfeld zu einem Eklat, als Camille Laurens, als Jurorin des Goncourt-Preises eine der großen "Zehn", der vielleicht wichtigsten Meinungsmacher im französischen Literaturbetrieb, sich in der Tageszeitung Le Monde vernichtend über ein Buch geäußert hatte, während es auf der Longlist des Preises stand. Da außerdem ihr Ehemann, François Noudelmann, ebenfalls auf dieser Longlist vertreten und damit Anwärter auf den Preis war, hatte Camille Laurens' literaturkritische Intervention einen unangenehmen Beigeschmack. In der Konsequenz überdachte die Académie Goncourt, die den Preis schon seit 1903 vergibt, ihre Richtlinien. Lebenspartnerinnen und -partner von Jurymitgliedern sind nun, so die Neuausrichtung, bereits im Vorhinein von der Bewerbung ausgeschlossen.

Trotz der stimmungsmäßigen Schlechtwetterlage konnte der Goncourt-Preisträger an diesem Montag gekürt werden. Geehrt wurde der senegalisch-französische Schriftsteller Mohamed Mbougar Sarr mit seinem Roman "La plus secrète mémoire des hommes" (Verlag Philippe Rey/Jimsaan), dessen Titel sinngemäß mit "Die geheimste Erinnerung der Menschheit" übersetzt werden kann.

In Frankreich hat Sarr für seine Romane schon einige Auszeichnungen erhalten

Mohamed Mbougar Sarr ist mit seinen gerade 31 Jahren womöglich der jüngste Preisträger in der langen Geschichte dieser Auszeichnung, aber nicht der unbekannteste. Für seine Romane hat er zahlreiche Preise in Frankreich erhalten, spätestens ab jetzt wird er auch auf einer breiteren europäischen Bühne bekannt werden. Eine Neuheit ist es zudem, dass der Preisträger gleich von zwei Verlagshäusern vertreten wird, dem französischen Philippe Rey und dem senegalesischen Jimsaan.

"La plus secrète mémoire des hommes" ist Mohamed Mbougar Sarrs vierter Roman, er wurde als einer der ästhetisch anspruchsvollsten Texte unter den vier nominierten Werken gehandelt. Im Zentrum der Geschichte steht ein senegalesischer Schriftsteller, der in Frankreich auf ein in den 1930er-Jahren erschienenes Buch eines verschwundenen mysteriösen Autors stößt und sich dann, verschiedene Epochen und Nationalgrenzen durchschreitend, auf die Suche nach seinem Inspirationsgeber begibt. Mit diesem Roman, so hat es Sarr in einem Interview beschrieben, habe er zeigen wollen, dass die Literatur genauso viel mit dem Leben zu tun habe wie mit der Geschichte. Dieses Vorhaben scheint ihm gelungen zu sein.

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