Pop:Modisch wild

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Von Gipsy zu Disco - "Django 3000" haben auf dem neuen Album "Im Sturm" ihr musikalisches Spektrum erweitert und auf maximalen Effekt getrimmt

Von Christian Jooß-Bernau

Mit der sechsten Nummer "Dreggada Dog" ist er unüberhörbar angekommen, der neue Style von Django 3000, die sich für ihr viertes Studioalbum "Im Sturm" einen Mann ans Keyboard gesetzt haben und davon so überzeugt sind, dass sie ihn mit auf Tour nehmen werden.

Geschickt, wie hier Elektronik als Füllmaterial zwischen Kontrabass, Geige und Schlagzeug genutzt wird. Im Ergebnis ist der Refrain mehr Disco als Gipsy, effizient auf den Wumms hin gearbeitet. Das aber ohne Fans der ersten Stunden zu verprellen.

Die große Stärke dieser bayerischen Band war es, mit akustischem Instrumentarium einen Klangdruck zu entwickeln, der den Dancefloor beherrscht. Hört sich einfach an, ist aber ein schon technisch diffiziles Unterfangen, das sich unter anderem mit Rückkopplungen herumschlagen muss. Im Studio zeigt hier der durch seine Arbeiten mit Sportfreunde Stiller und Juli Pop-erfahrene Produzent Olaf Opal, wie man eine Einheit formt.

Für die Aufnahme zuständig war Willy Löster, der die Band schon eine Weile begleitet. "Im Sturm" ist eine zwingende Eröffnungsnummer, bei der diese musikalisch durchstudierte Truppe und ihre Soundmannschaft zeigen, dass sie seit ihrem ersten Hit "Heidi" konsequent versuchen, den Effekt durch harte Arbeit zu steigern.

Der erste Teil der Platte ist für Menschen, deren Selbstverwirklichungsziel es ist, wild und gefährlich zu leben - und das nur von einem dünnen Firniss der Ironie übertüncht. "Hoit di fest und loss passiern", singt Kamil Müller, dessen Stimme wie eine abgewetzte Lederjacke von Album zu Album mehr Patina bekommt. Irgendwann liegen seine Füße in Ketten, und er wartet darauf, das Schafott zu besteigen, weil eben die Grenzübertretung erst durch Strafe einen Wert entwickelt.

Selbstverständlich ist das Gipsy-Image Platzhalter für die Renegatenposen der Mode. Look statt Inhalt. Textlich unverantwortlich, für labile Gemüter, ist "Wenn I geh", eine suizidale Fantasie, die man nur mit der nachfolgenden Nummer "I leb ewig" rechtfertigen kann.

Und weil Django 3000 eben durch und durch gestylt sind, muss zum Wilden das Romantische kommen. Das ereilt einen auf dieser Platte ab der siebten Nummer "Freind", einer - wie man so sagt - Ode an die Freundschaft. Hat bis jetzt der Druck der Musik die Poesiealbums-Philosophie der Texte noch überhören lassen, liegen sie bei der Pianoballade "Zeit" offen.

Zeit vergeht - und Nachdenklichkeit ist nicht die Stärke der Djangos. Der schlaflose Partybeat der letzten Nummer sorgt da für erleichternde Amnesie.

Django 3000 , Sa., 25. Februar, 20 Uhr, Eventhalle Westpark, Ingolstadt, Do., 2. März, 20 Uhr, Hirsch, Nürnberg, Fr., 24. März, 20 Uhr, Eventhalle Airport, Regensburg, Do., 6. April, 20 Uhr, Freiheiz, München (ausverkauft), alle Termine unter www.django3000.de

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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