Pop:Knisternde Klangpatina

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Der Wiener Beat-Bastler "Wandl" stellt in der Milla sein Debüt vor

Von Martin Pfnür, München

Es ist ein feines Knistern und Rauschen, das sich durch die Tracks von Lukas Wandls Debütalbum "It's All Good Tho" zieht. Am Ende, auf einem Instrumental namens "Häuser" brutzelt das Vinyl einmal derart prominent über den Beats, dass man meinen könnte, jemand hätte sich da gerade ein saftiges Steak auf den Grill gelegt. Eine Klangpatina ist das, die einerseits schlicht auf "schlechten Aufnahmen und dem ewigen Resampeln eigener Beats" beruht, wie der Wahl-Wiener aus St. Pölten erklärt. Andererseits ist dieses Lo-Fi-Knistern und Rauschen natürlich auch gewollt. Evoziert es doch eine Wärme, die sich aufs Schönste in den Soul einfügt, der ebenso in der leicht angerauten und tief in die Produktion eingebetteten Stimme des 23 Jahre alten Hip-Hop-Produzenten liegt wie in all den steinalten Samples und den tröpfelnden Rhodes-Figuren, die er für "It's All Good Tho" einspielte.

"Ich habe vieles bewusst verzerrt und auch mal durchs Tape geschliffen. Die Nachbearbeitung macht eigentlich den ganzen Sound aus, die cleanen Spuren würden ganz anders klingen", erzählt Wandl und verweist damit auf Aspekte seiner Musik, mittels derer er die ganze beseelte Retro-Schönheit auch mal gezielt aufbricht, konterkariert und verfremdet. Denn ab und an dröhnt und zerrt und wummert es bei aller Soulfulness dann doch recht heftig auf diesem Album, man höre nur einen Track wie "Drones", der mit seinen harschen elektronischen Texturen und seinen noisigen Sounds eine regelrecht physisch erlebbare Wirkmacht entfaltet.

"Trap" heißt die Musik, die hier anklingt und sich als Hip-Hop-Subgenre aus den Südstaaten der USA mit schleppenden Bassdrums und gepitchten Stimmen seit einiger Zeit auch in der österreichischen Hip-Hop-Subkultur als stilbildend erweist. Protagonisten wie der Salzburger Mundart-Rapper Crack Ignaz, dem Wandl als Produzent mit "Geld Leben" 2015 noch ein Album im Stile seines Solo-Debüts auf den Leib schneiderte, oder der dauersedierte Wiener Yung Hurn, der sich mit Stücken wie "Ok Cool" per Autotune-Effekt und vernuschelten Aufforderungen zum gemeinsamen Drogenkonsum einen Ruf als musikalischer Phrasen-Verdichtungskünstler erspielte, stehen hier für einen Hype, der sich wohl am besten in Zahlen ausdrücken lässt. 4,7 Millionen Aufrufe verzeichnet etwa das Youtube-Video von "Ok Cool", hochgestellt wurde es vor fünf Monaten. Das reicht zwar noch nicht an die 5,5 Millionen Aufrufe heran, die Wanda als Immer-noch-Speerspitzen des zeitgenössischen Austropops über das relativ zeitgleich hochgestellte Video zur Single-Auskopplung "Columbo" ihres aktuellen Albums "Niente" erzielten - gemessen am ausgestellten Dilettantismus und der kaum vorhanden Vermarktung dieser billigst produzierten Musik, ist es dennoch erstaunlich.

Wandl selbst mag von derlei Dimensionen zwar noch weit entfernt sein. Angesichts der emotionalen Tiefe von "It's All Good Tho", dessen Stücke er über Jahre zusammenschraubte, möchte man ihm jedoch schon einen Aufmerksamkeits-Anteil am angesprochenen Hype wünschen. Ein paar weitere Trap-Kollaborationen mit Yung Hurn, wie zuletzt etwa das 2016 veröffentlichte "Smoky Laut", würden da bestimmt nicht schaden.

Wandl, Mittwoch, 14. Februar, 20.30 Uhr, Milla, Holzstraße 28.

© SZ vom 14.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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