Pop:Griaß di, L.A.

Lesezeit: 3 min

Claudia Koreck hat ihr neues Album in den USA aufgenommen - und singt jetzt auch auf Englisch

Von Christian Jooß-Bernau

Sie kommt ein paar Minuten zu spät zum verabredeten Interview ins Tafel & Schwafel in der Augustenstraße, und es ist ihr wahnsinnig peinlich. Sie rutscht auf die Sitzbank, bestellt einen Milchkaffee. Nachher muss sie noch rauf nach Haidhausen, ihre neue Gitarre zur Reparatur abgeben. Die ist ihr nämlich runtergefallen. Und jetzt hakt was mit der Mechanik am Gitarrenkopf. Ausgerechnet die neue Duesenberg. Ein rotes Schätzchen, das sie so liebt, dass die Gitarre es auf das Cover des aktuellen Albums geschafft hat. Hier schwebt sie jetzt in den Händen eines Astronauten durch das All.

"Holodeck" heißt diese Doppel-CD. Star-Trek-Fans wissen Bescheid. Aber Koreck ist gar kein Science-Fiction-Freund. Für sie ist es einfach ein geflügeltes Wort für einen Raum, in dem man sich seine eigene Welt erschaffen kann. Dieses Album ist anders. Das beginnt schon mit Korecks jüngst erwachter Liebe zur E-Gitarre, die sie auf den Aufnahmen auch ausgiebig spielt. Einen "ganz krassen Wumms" hat die Neue, sagt sie. Und ihre Augen blitzen verliebt.

Der größte Unterschied ist aber: Auf der ersten CD singt sie die Lieder auf Englisch. Das ist mutig. Aus einer wirtschaftlichen Perspektive ist die Kombination von Dialekt und Soul ja seit ihrem ersten Album "Fliang" von 2007 ihr Markenkern. Zehn Jahre ist das jetzt her. Claudia Koreck hat zwischenzeitlich sieben weitere Alben aufgenommen, während das Leben selber seinen Gang ging. Sie hat Gunnar Graewert geheiratet, der auch ihr Produzent ist. Und sie hat zwei Kinder bekommen.

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Dass zweite und dritte Album hat sie auf dem Label Ariola bei Sony Music veröffentlicht: "Das hat mir überhaupt ned taugt", sagt sie: "Die wollten so viel an mir verändern, mich in eine Richtung drängen, wo ich überhaupt ned hinwollt'." Koreck wollte Kinder kriegen. Die Plattenfirma habe ihr abgeraten. Heute hat sie in Honu Lani Records ein eigenes Label und kann sich selber gute Ratschläge geben, wie das Leben zu führen ist: "Ich hab eigentlich immer das gemacht, was die Leute nicht wollten, dass ich es mache. Das ist der kleine Rebell in mir." Der kleine Rebell in ihr hat in diesem Falle gegen das erfolgreiche Koreck-Bild rebelliert: "Ich war ein bissl genervt von mir selber, gelangweilt von mir selber." Musik sei schließlich wichtiger als der Dialekt, findet sie. Und überhaupt habe sie damals eigentlich angefangen, auf Englisch zu singen, bis ihr der Erfolg mit bairischen Songs dazwischen kam.

Claudia Koreck und ihre Familie wohnen in Traunstein, aber sie fahren auch gerne um die Welt. Von Hawaii war sie vor einigen Jahren schwer begeistert. Ihr aktuelles Album hat sie in Los Angeles aufgenommen. Diese Lust auf die Ferne, sie hat wohl weniger mit Urlaub zu tun, als eher mit dem Gefühl, weit weg zu sein. Von allem, was das Leben so ausmacht und einengt. L.A. möge manchen oberflächlich vorkommen, sagt sie: "Aber du kannst sei, wer du wuist. Du konnst ois sei."

Die Liste der Musiker, die in den Village Studios in L.A. schon aufgenommen haben, ist ein kleines Kompendium der Pop-Geschichte. Claudia Koreck hat es sich gegönnt, selbst ein Teil davon zu werden und sich die Gitarristen Robbie McIntosh und David Levita zu einer Session eingeladen. Zusammen mit dem Bassisten Sean Hurley und dem Schlagzeuger Aaron Sterling. Die Referenzen dieser Studioprofis reichen von Paul McCartney bis Shakira. Das hört man den Aufnahmen auch an. Da ist diese selbstverständlich kompakte, amerikanische Art, Musik zu machen, die ihre Professionalität immer mit einem lässigen Lächeln kaschiert. Die Musiker kannten Korecks Vorproduktion. Für die Session selbst war man dann nur einen Tag zusammen. Die Disziplin und das Energielevel der Musiker haben Claudia Koreck stark beeindruckt. "Schwebend schwerelos" hat sie sich den Sound gewünscht. Es ist sonnenwarmer Pop geworden mit einem guten Touch Westcoast-Sound.

Wenn ein Fan der ersten Jahre jetzt doch die alte Claudia vermisst, dann legt er sich eben die zweite CD ein. Dort singt sie im Wesentlichen über dieselben Spuren ihre ins Bairische übertragenen, eher neugedichteten Texte, in denen es doch auch immer wieder darum geht, sich die Welt frei und neu erträumen zu dürfen.

Im Prinzregententheater gibt sie ihr Jubiläumskonzert. Zehn Jahre Karriere - an diesem Samstagabend um 20 Uhr kann man der Zeit beim Vergehen zuhören. Die Akustik ist toll im Prinzregententheater, findet Claudia Koreck. Nur sitzen tun sie halt, die Zuhörer. So ein stehendes Publikum sei schon etwas anderes. Wobei. Gerade, da war die Familie Koreck auf einem John-Mayer-Konzert in Oslo. Der Sohn nämlich ist ein riesiger Mayer-Fan. Auch dieses Konzert war bestuhlt. Die Tochter ist dann auf ihrem Schoß eingeschlafen. Man wird halt älter, sagt die 30-Jährige und lacht.

Claudia Koreck und Band , Samstag, 20. Mai, 20 Uhr, Prinzregententheater, Prinzregentenplatz 12

© SZ vom 20.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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