Pop:Begegnung der anderen Art

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Das deutsch-australische Indie-Pop-Duo "The Nice Nice" aus München stellt in der Milla seine Debüt-EP vor

Von Martin Pfnür

Tim und Tom also. Das klingt als Songwriter-Duo erst mal so wunderbar homogen, dass man meinen könnte, hier hätten sich zwei Musiker bereits im Sandkastenalter gefunden und dann einfach immer weitergemacht. Dabei wirkt die Kreuzung der beiden Lebenswege, die zur Gründung der Indie-Pop-Band The Nice Nice führte, an sich eher unwahrscheinlich: hier der Songschreiber und Bassist Tim Sullivan, der nahe der australischen Ostküste in einem Ort mit dem zauberhaften Namen Goonellabah aufwuchs, nach Stationen in London, Bergen und Japan 2014 in Berlin landete und dann schließlich der Liebe wegen nach München zog. Dort der Sänger und Gitarrist Tom Appel, der es mit seiner lokal durchaus verehrten Freisinger Brit-Rock-Band Monday Tramps zwar auf den Soundtrack des Coming-Of-Age-Films "About A Girl" schaffte, schlussendlich aber konstatieren musste, dass die Band musikalisch "einfach steckengeblieben ist", wie er sagt.

Wirklich auf der Suche nach einem neuen Projekt sei Appel trotzdem nicht gewesen. Und dennoch: Als ihm eine Bekannte steckte, dass da ein Australier mit reichlich eigenen Songs in München aufgeschlagen und auf der Suche nach einer Stimme für seine Musik sei, war Appels Interesse direkt geweckt - auch wenn Sullivan eigentlich auf der Suche nach einer Sängerin war. "Wir haben uns dann bei Kaffee und Wein zusammengesetzt, über Musik gesprochen, und festgestellt, dass wir sehr ähnliche Vorbilder haben", sagt Appel, der ebenso wie Sullivan merkte, dass da gleich "eine Verbindung, ein guter Vibe", da war.

Tom Appel und Tim Sullivan (von links) blicken zurück auf die Musik von gestern und nutzen, was ihnen gefällt, für ihren Pop von heute. (Foto: Nico Perez)

Kein Wunder eigentlich. Laufen bei den beiden doch ästhetische Interessen zusammen, die nebeneinander ziemlich disparat wirken. So ist ihnen der softrockige Ansatz Chris Reas, dessen "Josephine" sie mit einem herrlichen Cover von seiner klebrigen Achtziger-Patina befreien, ebenso nah wie die Songwriting-Kunst Leonard Cohens oder die Vielschichtigkeit von Damon Albarns Gorillaz-Meisterwerk "Demon Days".

Auf den vier Songs ihres schlicht "EP I" betitelten Debüts, das sie nun, live zum Quintett erweitert, in der Milla vorstellen, lassen sich all diese Bezüge tatsächlich ein wenig heraushören. Da sind diese Verspieltheit, die Funkyness und der elektronische Touch in "Pleasure Leisure", mit dem die Gorillaz einst reüssierten. Da ist dieser Hang zur akustisch geprägten Melancholie à la Cohen, die durch ein Stück wie "Beached" weht. Und da ist zu jeder Zeit dieser immens smoothe Charakter, mit dem sie den jenseits des Mainstream-Radio-Publikums eher mäßig geschätzten Reibeisen-Schmusebarden Chris Rea auf wunderbar eigene Weise ehren.

Songs für ein komplettes Album haben die beiden übrigens längst beisammen. Veröffentlichen wollen sie ihre Musik dennoch nur häppchenweise, in Form von insgesamt drei EPs, die alle 2019 erscheinen sollen, um als Puzzlestücke schließlich zusammen ein Album zu ergeben. "Wir wollen jedem Song, den wir veröffentlichen, die größtmögliche Aufmerksamkeit schenken", sagt Tom Appel. Im aufmerksamkeitsdefizitären Streaming-Zeitalter ist das sicherlich nicht die schlechteste Idee.

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The Nice Nice , Samstag, 23. Februar, 20 Uhr, Milla, Holzstraße 28 (ausverkauft)

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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