Politisches Basiswissen:Fan facts

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Der Youtuber LeFloid liefert zusammen mit dem Lehrer Jonas Lanig eine Handreichung für politisches Basiswissen. Sein Aufruf: "Bewegt eure Ärsche!" Denn Youtube-Videos schauen allein reicht nicht.

Von Volker Bernhard

Das Videoportal Youtube spielt für junge Menschen längst eine wichtigere Rolle als andere Medien, etwa das Fernsehen, "Youtuber" ist darum inzwischen ein Beruf mit einigem Starkult. Während hier oft Mode- und Schminktipps vorherrschen, verfolgt Florian Mundt, er nennt sich hier LeFloid, ein gesellschaftlich engagiertes Programm. Auf seinem Youtube-Kanal bespricht LeFloid auch aktuelle politische Themen mit überdrehtem Witz, seit seinem Interview mit Angela Merkel vor zwei Jahren ist er wohl bundesweit bekannt. In einem kürzlich veröffentlichten Video monierte LeFloid, dass er nun kein Geld mehr mit seinen Videos verdienen könne, da Youtube gemäß neuer Richtlinien "werbeunfreundliche Inhalte" nicht mehr unterstütze. "Umstrittene Themen und sensible Ereignisse" seien nicht verwertbar, einige seiner Videos werden sogar gesperrt.

Da trifft es sich ganz gut, dass LeFloids Bekanntheit nun im Buchformat verwertet wird. Gemeinsam mit dem Lehrer Jonas Lanig liefert er politisches Basiswissen. Ihr Buch bietet auch dank peppiger Aufmachung einen Überblick für jene, denen der Politik-Unterricht nicht hip genug ist. Das politische System der Bundesrepublik, vom Grundgesetz bis zum Vermittlungsausschuss, wird ebenso behandelt wie die Grundsätze der Parteien und internationale Politik. Der demokratische Streit um das bessere Argument findet sich etwa in tabellarischen Auflistungen zu Themen wie Auslandseinsätzen der Bundeswehr, staatlichen Leistungen oder Bildungsföderalismus wieder. Aufgelockert wird die Lektüre durch "Fun Facts", Interviews mit bekannten Politikern und Tipps zum Umgang mit Fake News. Praktische Fragen werden behandelt: Unter "#Rechtssprechung" könnte Tschick aus dem gleichnamigen Roman von Wolfgang Herrndorf noch mal nachlesen, dass er mit 14 Jahren keine Narrenfreiheit besitzt, sondern bei einem Autodiebstahl das Jugendstrafrecht zum Einsatz kommt.

Neben der Vermittlung von demokratischen Grundkenntnissen ist das Buch auch ein Aufruf an junge Menschen zur Einmischung ins politische Geschehen. Ein Kapitel heißt "Warum du wählen gehen solltest", ein anderes "Was wir tun können, um etwas zu verändern". Der wenig subtile Aufkleber auf dem Cover ist durchaus programmatisch zu verstehen. "Bewegt eure Ärsche!" heißt nach der Lektüre dieses Buches auch: Youtube-Videos schauen allein reicht nicht.

LeFloid und Jonas Lanig: Wie geht eigentlich Demokratie? Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017. 272 Seiten, 12 Euro. E-Book 9,99 Euro.

© SZ vom 02.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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