Politik:Philip Alston und die Klima-Apartheid

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(Foto: AFP)

Von Andreas Zielke

"Für Menschen in Armut wirkt sich der Klimawandel verheerend aus. Selbst im besten Fall bringt er für hunderte Millionen mangelhafte Ernährung, erzwungene Migration, Krankheit und Tod mit sich. Damit stehen nicht nur sämtliche Fortschritte auf dem Spiel, die für die globale Entwicklung, Gesundheit und Armutsbekämpfung in den letzten 50 Jahren erzielt wurden, sondern auch die Menschenrechte." Kassandrarufe zur unheilvollen Zukunft der sich aufheizenden Erde gehören inzwischen zu den Alltagsnachrichten. Warum der Alarm zwar gehört, aber zugleich regelmäßig überhört wird, hat viel damit zu tun, dass wir vom Status quo noch bestens profitieren. Aber natürlich gewinnen dabei nicht alle, und schon gar nicht in den kommenden Jahren. Darum lenkt der "UN-Berichterstatter für extreme Armut und Menschenrechte" Philip Alston, der seinen jüngsten Report mit dem zitierten Statement einleitet, das Augenmerk weniger auf die ökologischen Katastrophen selbst als vielmehr darauf, wie ungleich und ungerecht sie sich auf die Menschheit auswirken ( https://bit.ly/2X5U6yQ). Obwohl es primär die Wohlhabenden dieser Welt sind, deren Lebensstil den Klimawandel auslöst, treffen die Folgen vor allem Ärmere, die wenig Schuld daran tragen und sich meist gar nicht davor schützen können. Alston scheut sich nicht, diese diskriminierende Kluft als "klimabedingte Apartheid" zwischen Reich und Arm zu brandmarken. Mag die Wortwahl schockieren, unplausibel ist das Szenario für die Betroffenen nicht, ob in New Orleans oder Bangladesch. Alston avancierte längst zu einem weltweit gefragten Advokaten der Menschenrechte: ein australischer Jurist, der an der NYU lehrt, für die UN den humanitären Konsequenzen "extremer Armut" nachgeht und sich deutlich ausspricht, wenn es der Wahrheitsfindung dient. Ob er sich die britischen Tories mit einer Studie zur rasant gestiegenen Armut als Folge ihrer Austeritätspolitik zu Feinden macht, ob er gegen den rechtlosen Einsatz von Killerdrohnen kämpft oder gegen illegale polizeiliche Tötungen - bei ihm sind Menschenrechte die hellsten Scheinwerfer, um die dunklen Seiten dieser Zeit auszuleuchten.

© SZ vom 20.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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