Phrasenmäher: Too much:Zu viel des Guten

Manchmal ist weniger more: Wer die Phrase "too much" bemüht, rügt zu dickes Auftragen - und tut es im selben Moment ebenfalls.

Stephan Knieps

Ausgesprochen wird es zwar, im Wörterbuch steht es aber nicht. Es ist ja auch - bisher nur - ein englischer Ausdruck (und in dieser Funktion zudem ein Song der Band Bonaparte). Jedoch handelt es sich hierbei weniger um einen bloßen Nachklapp der Anglizismenflut. Das wäre zu einfach, die Sache liegt anders.

Mit der Phrase "too much" meint man kaum einen mit Essen zu voll beladenen Teller - sondern eher einen Herrn mit Krawatte, wenn alle anderen Jeans und T-Shirt tragen. (Foto: AP)

Wem etwas "too much" ist, der meint nie, was es wörtlich übersetzt heißt: Mir ist das zu viel. Wem beispielsweise an einem Buffet der Teller zu großzügig mit Essen beladen wird, der wird too much nicht bemühen. Hat der Esser jedoch, um bei dem Beispiel zu bleiben, als einziger einen Schlips um den Hals (wirkt gar overdressed), so läge die Wahrscheinlichkeit, jemand würde dies als too much tadeln, deutlich höher.

Too much ist ein eingedeutschtes Zuviel des Guten, ein sprachlicher Überfluss. Wer too much sagt, rügt zu dickes Auftragen - und tut es im selben Moment ebenfalls. Vielleicht wären solche Sprach-Machos gut beraten, sich ein altes Sprichwort zu Herzen zu nehmen. Manchmal ist weniger nämlich more.

© SZ vom 16.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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