Online-Comics:Warum Batman "Katchoooooom" machen kann

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Batman hat Alfred, Captain America hatte Bucky, selbst Phantomias alias Donald Duck hat Daniel Düsentrieb: Fast jeder Comic-Superheld hat einen treuen Helfer an seiner Seite, der ihn mit Gimmicks und Supergürteln ausstattet. Wo lernen diese Menschen ihr Handwerk? In der Academy X.

Jürgen Schmieder

Die 16jährige Wanda Magnatova findet ihre neues Internat ein wenig komisch: Ihre Mitbewohnerin Josie designt seit Tagen am Computer einen elektrischen Schaltkreis, ihre Klassenkameraden entwerfen Kampfroboter, Beampistolen und Dimensionskrümmer. Alle scheinen sie hyperintelligent zu sein. Als sie gefragt wird, woran sie arbeiten wird, kann sie nur antworten: "Keine Ahnung." Sie weiß nur, dass ihr Vater der Chef des Magnat-Programms an der Exhampton Academy ist.

So bekommt Batman seinen Raketenantrieb: Die Schüler der "Academy X" erfinden und experimentieren. (Foto: Foto: Rob Wheeler)

Das Internat ist eine Schule für Hochbegabte, die zu Nobelpreisträgern herangezogen werden sollen. Die Kapazitäten sollen gebündelt werden, die Genies schon in jungen Jahren an ihren Ideen arbeiten. Es gibt aber auch ein spezielles Programm für außergewöhnliche Studenten: Magnat.

Dort sollen die Schüler ausgebildet werden, die später einmal Superhelden versorgen sollen. Wanda zum Beispiel hat von ihrem Vater die Fähigkeit zur Telekinese geerbt und kann kleine Gegenstände mit ihrem Willen zerstören. In dem Studiengang sollen die Studenten ihre Spezialitäten ausbauen und jede Menge Dinge erfinden, die Superhelden später nützlich sein könnten: Autos, Roboter, Waffen.

Autor Adam Cadre und Zeichner Rob Wheeler haben einen Meta-Comic geschaffen, der das Genre in außergewöhnlicher Weise würdigt. Was andere Comics als selbstverständlich darstellen, wird von "Academy X" gnadenlos hinterfragt und persifliert.

Wie kommt Batman zu seinem Supergürtel? Wie kann ein Superheld in die Lüfte steigen? Wie erfindet man eine "Neutralisierungs-Pistole", wie sie Phantomias gerne verwendet? Auf diese Fragen gibt "Academy X" Antworten, vor allem aber auch: Was passiert, wenn eine Erfindung schief läuft? Oder der Gegner eines Superhelden eine tödliche Waffe ordert?

"Wir sind selbst Comic-Fans und beantworten uns jetzt die Fragen, die wir als Kinder immer hatten", sagt Rob Wheeler. So kann es passieren, dass der Raketenantrieb auf dem Rücken nur jedes zweite Mal funktioniert oder dass einer der Studenten einen Wikinger-Krieger aus dem 5. Jahrhundert in die Gegenwart befördert. Natürlich ist es auch möglich, dass sich ein Bösewicht das Auslaufmodell eines Roboters schnappt und Unheil anrichtet. "In anderen Comics geht es meist um den Superhelden, wir beleuchten die Figuren dahinter", erklärt Wheeler. Eine Würdigung an all die, die bisher im Hintergrund standen.

Er zeichnet die einzelnen Folgen nach der Vorlage von Adam Cadre. "Es läuft so: Wenn Adam mir Folge 4 schickt, zeichne ich gerade Folge 2", erklärt Wheeler. "Ich bin als immer drei Folgen zurück." Auf diese Weise werden früheren Folgen schon Elemente beigefügt, die erst später relevant werden.

Sechs Episoden mit bis zu 20 Seiten haben die beiden seit 2002 produziert und im Internet veröffentlicht. Vor zwei Wochen wurde der erste Teil - Academy X - abgeschlossen und Cadre und Wheeler arbeiten gerade an der Fortsetzung mit dem Namen "Evil Creatures".

In den Vereinigten Staaten ein Renner

Die Comics erfreuen sich in den Vereinigten Staaten großer Beliebtheit und werden wohl bald auch in Deutschland großen Zuspruch erfahren. Die Homepage von "Academy X" wird beinahe so oft geklickt wie die von "Marvel" - immerhin größter Comic-Produzent der Welt. Die spannenden Geschichten von Cadre sprühen vor Witz und Anspielungen auf andere Superhelden-Bücher. Wheeler zeichnet dazu Bilder, die an Comics aus den 70er Jahren - der Glanzzeit des Genres - erinnern. Es macht Spaß, sich durch "Academy X" an gute alte Comic-Zeiten zu erinnern und dennoch immer wieder neue Dinge zu erfahren. Zum Beispiel, dass Christopher Reeve nicht nur Superman gespielt hat, sondern durch ein Gerät aus der "Academy X" auch im richtigen Leben zum Superhelden werden konnte.

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