NS-Raubkunst in München:Zweifelsfrei

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In einer Landtagsanfrage erkundigt sich Wolfgang Heubisch von der FDP nach den Hintergründen und Konsequenzen des Raubkunstfalls im Bayerischen Nationalmuseum. Außerdem schlägt er einen "Runden Tisch Restitution" vor.

Von Catrin Lorch

Die Auseinandersetzung zwischen dem Bayerischen Nationalmuseum und den Erben des Kunsthändlers Otto Bernheimer um die Restitution eines Sekretärs ist jetzt Gegenstand einer Anfrage im Bayerischen Landtag. Wolfgang Heubisch (FDP) fragt, weswegen das Museum die Rückgabe verschleppe "obwohl die Eigentumsverhältnisse und die Rechtslage eindeutig sind."

Es geht bei dem Streit um ein kostbares Möbelstück, das vom Bayerischen Nationalmuseum ohne ausreichende Prüfung angekauft wurde. Obwohl Mitarbeiter des Museums den Erben Konrad Bernheimer in Kenntnis setzten, musste er selbst eine Recherche in Auftrag geben, die im Februar zu dem Ergebnis kam, dass es sich "zweifelsfrei" um Raubkunst handele (SZ vom 20. September). Doch seit Monaten verzögert sich die Rückgabe. Inzwischen fühlt sich die Familie zudem nicht nur hingehalten, die langwierigen Ermittlungen der zuständigen Museen wirken vor dem Hintergrund der tragischen Geschichte einer Familie, die ins Exil getrieben wurde, unpassend.

Die Behörden überprüften sogar, warum Otto Bernheimer, der nach dem Krieg nach Deutschland zurückkehrte, sich damals angeblich nicht ausreichend um die Rückerstattung seines verlorenen Besitzes bemüht hätte. Sein Enkel, Konrad Bernheimer, empfand diese Nachfragen als "Schlag unter die Gürtellinie".

Wolfgang Heubisch, der Vizepräsident des Parlaments, früher selbst Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, möchte aber auch wissen, welche "juristischen und personalrechtlichen Folgen die Versäumnisse für das Museum bzw. seine MitarbeiterInnen oder ehemaligen MitarbeiterInnen haben". Nicht nur die langsame Rückgabe wird in der Anfrage thematisiert, auch der Ankauf, der offensichtlich ohne angemessene Recherche erfolgte: "Werden die 100 000 Euro, die vom Nationalmuseum aus Drittmitteln bezahlt wurden, an den Drittmittelgeber zurückgegeben, und wenn ja, wie wird dieser Betrag im Haushalt verbucht?"

Heubisch sieht seine Initiative im Rahmen einer größeren Diskussion, zu der auch eine weitere Anfrage gehören wird, bei der es generell um die "Restitutionspraxis bei den bayerischen staatlichen und nichtstaatlichen Museen" gehen soll. Gegenüber der SZ bringt Heubisch zudem den Gedanken eines "Runden Tisch Restitution" für Bayern ins Spiel. Das Thema Raubkunst sei "seit dem Fall Gurlitt, bei dem auch einiges versäumt wurde, zu wichtig, um es nicht parteiübergreifend zu behandeln".

© SZ vom 30.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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