No Wave:Die Popsängerin Cristina ist tot

Von Jens-Christian Rabe

Unter den Helden und Heldinnen des No Wave, der so ausgefuchsten wie trotzigen und verschrobenen New Yorker Underground-New-Wave-Disco-Variante, die Brian Eno 1978 auf dem Sampler "No New York" verewigte, galt Cristina Monet Zilkha alias Cristina eher als Außenseiterin. Sie war Journalistin und kam aus bestem bildungsbürgerlichem Hause, geborene Monet-Palaci, ihre Mutter war eine französische Psychoanalytikerin, ihr Vater ein amerikanischer Illustrator und Schriftsteller. Und dann war sie auch noch die auffällig hübsche Freundin des No-Wave-Oberhipsters Michael Zilkha, dem Gründer von ZE Records, weshalb sie immer im Verdacht stand, bloß seine Erfindung zu sein. Immerhin konnte sie Texte schreiben und nicht singen, aber daraus machte sie das Beste, man höre nur ihren sardonischen Sprechgesang auf Songs wie "Is That All There Is?" oder "Things Fall Apart".

"Too weird for the pop world, too pop for the weird world", sagte die amerikanische Sängerin Zola Jesus einmal über Cristina. Genau so war und ist es. Für den Avantgarde-Pop war sie zu sehr Pop, für den Pop war sie zu avantgardistisch. Eine Position zwischen allen Stühlen, die heute natürlich für den ewigen Pop-Ruhm die allergünstigste ist.

Am Mittwoch ist Cristina, die ungekrönte No-Wave-Königin, an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus in New York gestorben. Sie wurde nur 61 Jahre alt.

© SZ vom 04.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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