Neue Platte: The Kills:Patsch und Wumm

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Zur neuen Platte der "Kills" wurde schon viel geschrieben - oft, wie hip und clever die Band ist: sehr hip, sehr clever. Bleibt nur zu sagen, dass sie als einzige Rockband den Drumcomputer verstanden haben.

J.-C. Rabe

Zum neuen, nun seit vier Tagen erhältlichen Album "Blood Pressures" (Domino) der amerikanisch-britischen Bluesrock-Band The Ki lls ist eine Menge geschrieben und gesagt worden.

Vollständig dem Drumcomputer übergeben haben sich bislang nur Jamie Hince und Alison Mosshart alias The Kills. (Foto: dpa)

Besonders oft ging es darum, wie hip und stilbewusst die Band ist (sehr hip, sehr stilbewusst), wie sie sich inszenieren kann (sehr clever), wie Modeblogs reagieren, wenn die Sängerin Alison Mosshart auf einer Londoner Ausstellungseröffnung erschienen ist (sehr aufgeregt) und - superinteressant - wie Mosshart es eigentlich findet, dass Jamie Hince, die andere Hälfte der Kills, jetzt das britische Übermodel Kate Moss heiratet (sie ist natürlich irgendwie eifersüchtig, gibt es aber nicht zu, klar).

Wir finden, dass es gut so ist. Dass all das der Beweis ist, dass diese Band alles richtig gemacht hat. Popmusik, bei der zuerst über die Musik gesprochen wird, ist meistens die Datei nicht wert, in die sie dann nicht raubkopiert wird.

Zu sagen bliebe vielleicht nur noch, dass "Blood Pressures", das vierte Album der Band, auch der endgültige Beweis ist, dass The Kills eine von höchstens drei Rockbands ist, die den Drumcomputer wirklich verstanden haben. Die unwahrscheinliche Präzision und Spannung, die man damit dem Beat-Gerüst eines Songs verpassen kann, ist nämlich keine Aufforderung zur rhythmischen Protzerei.

Der Drumcomputer prüft seinen Benutzer darin, ob er Mut zum Weglassen hat. Ob er bereit ist, sich wirklich schieben zu lassen vom großen, monoten, trocken-dumpfen Patsch und Wumm. Es gab und gibt einige Bands, die Jon Spencer Blues Explosion etwa oder zuletzt die Black Keys, die dieses Erbe des Mississippi-Hill-Country-Blues in den neueren Rock gerettet haben. Vollständig dem Drumcomputer übergeben haben sich bislang nur die Kills.

© SZ vom 12.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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