Neue Filme in Kürze:Ruth, Carol & Co.

Lesezeit: 5 min

An Frauen, die sich in der Männerwelt behaupten, herrscht in dieser Filmwoche kein Mangel: Ruth Bader Ginsburg kämpft für Gerechtigkeit. Carol Danvers alias Captain Marvel kämpft gegen Aliens.

Von den SZ-Autoren

Die Starts ab 7. März auf einen Blick, bewertet von den SZ -Kritikern.

Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

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Beale Street

Philipp Stadelmaier: Ein junges schwarzes Paar im New York der Siebziger, sie ist schwanger, er unschuldig im Knast. Nachdem er 2017 für "Moonlight" den Oscar bekam, hat B arry Jenkins einen Roman von James Baldwin verfilmt. Jenkins liest in den Blicken seiner Figuren und damit in ihrem emotionalen Leben. Was zählt, macht er zu einer Sache des Sich-Anschauens und damit nachempfindbar: Das einzig Rettende ist Empathie. Ein Meisterwerk (siehe Feuilleton vom Mittwoch).

Die Berufung

Annett Scheffel: Drei Monate nach dem Dokumentarfilm über Supreme-Court-Richterin Ruth Bader Ginsburg folgt das fiktionale Pendant. Das Biopic kann nicht an das außergewöhnliche Leben der echten RBG, an ihre Schlagfertigkeit und Streitlust heranreichen. Mit Felicity Jones in der Hauptrolle erzählt Mimi Leder von ihren Anfängen als Anwältin in einem Präzedenzfall der Geschlechter-Diskriminierung. Das wirkt teils etwas pflichtbewusst und aufpoliert, bündelt die Mittel und Kräfte des Hollywood-Erzählkinos aber effektiv in einer Geschichte, die das Beiwort inspirierend ausnahmsweise verdient.

The Big Jump

Doris Kuhn: Regisseur Ernst Kaufmann reist zu den riesigen Skischanzen in Oberstdorf und Kulm, demonstriert deren Höhe, verfolgt die Wettkämpfe, die dort stattfinden. Parallel lässt er etliche erfolgreiche Skispringer vom Reiz des Fliegens erzählen. Dank ihrer unprätentiösen Kommentare entsteht ein höchst sympathischer Interviewfilm über eine Sportart, die viele bewundern, an die sich aber nur wenige herantrauen.

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Captain Marvel

David Steinitz: Eine junge Frau gerät in den Krieg zweier Alienrassen und wird zur Superheldin Captain Marvel. Der Plot ist Mist, aber was die Regisseure Anna Boden und Ryan Fleck daraus machen, ist unterhaltsame Action-Comedy. Vor allem, weil sie die Geschichte in den Neunzigerjahren ansiedeln, die so modern taten, im Kino aber ein Frauenbild wie aus den Fünfzigern propagierten. Jetzt aber darf eine Heldin retrospektiv Rache nehmen und verdrischt zu "Just a Girl" von No Doubt die Alienmachos im Dutzend.

Germania

Philipp Stadelmaier: Alle reden von alten weißen Männern, aber die gibt es auch in jung. Wie jene, die Lion Bischof in seinem Dokumentarfilm über die schlagende Studentenverbindung Germania porträtiert. Einblick in eine bizarre Parallelwelt, die sich über alte Lieder und Manieren, Saufen, inkorrekte Witze und Patriotismus definiert und deren weitere auch filmische Erforschung durchaus wünschenswert ist.

Helmut Berger, meine Mutter und ich

Anna Steinbauer: Ein alternder, exzentrischer Star als Mitbewohner? Die Mutter der Filmemacherin Valesca Peters will den abgestürzten österreichischen Schauspieler Helmut Berger vor weiteren Dschungelcamp-Eskapaden bewahren und nimmt den einst schönsten Mann und Lover Viscontis bei sich im niedersächsischen Dorf auf. Schräge Doku, bei der irgendwann nicht mehr klar ist, wer eigentlich die Regie führt.

Hi, A.I.

Philipp Bovermann: Die Dokumentarfilmerin Isa Willinger nähert sich Menschen an, die einen intelligenten Roboter in ihr Leben lassen. Sie beobachtet die befremdliche Art der Maschinen zu denken und zu sprechen, ihre unbeholfenen Bewegungen. Sie tut das angenehmerweise ohne die Vorurteile der KI-Debatte, sondern lässt dem Zuschauer Zeit für die Beobachtung. Vielleicht haben ja auch synthetische Wesen unser Mitgefühl verdient.

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Kirschblüten & Dämonen

Ana Maria Michel: Rudi und Trudi sind seit zehn Jahren tot, mit ihrem Sohn Karl (Golo Euler) geht es seitdem den Bach runter. Plötzlich steht Yu vor seiner Tür, die einst in Japan, dem Sehnsuchtsland seiner Frau, für den kranken Rudi da war. Nun hilft sie Karl, sich seinen Dämonen zu stellen. Doris Dörries Film ist ein Wiedersehen mit Familie Angermeier aus "Kirschblüten - Hanami". Leider gerät es allzu bedeutungsschwanger. Vor allem vermisst man die traumhaften Bilder des ersten Teils.

Mid 90s

Fritz Göttler: Los Angeles Mitte der Neunziger, der große Stillstand. Stevie ist dreizehn, Skateboarding auf den Straßen und in Hinterhöfen ist sein großer Traum, langsam schafft er es, dass eine Gruppe Skate-Jungs ihn als Kumpel aufnimmt. Sie nennen ihn Sunburn. Der Film eines Außenseiters, die erste Regie von Schauspieler Jonah Hill. Sunny Suljic ist Sunburn und Lucas Hedges sein älterer Bruder, der seine Unsicherheit und Einsamkeit hinter ruppigen Attacken auf den Bruder verbirgt. Sich auf ein Skateboard schwingen, bringt einen auch nicht wirklich von der Stelle.

Rate your Date

Bernhard Blöchl: Dating-Komödie, nächster Versuch. David Dietl erzählt von paarungswilligen Smartphone-Wischern. Ihre Wildbahn ist Berlin. Eine Superduper-Dating-App soll Schwung ins Leben der Großstädter bringen. Vier Start-up-Kollegen wider Willen (im Fokus: Alicia von Rittberg und Marc Benjamin) erfinden Kategorien wie "Sextremist" und "Crazybitch", doch sie lernen, dass Liebe in keine Schublade passt. Der Plot ist so erwartbar wie der Regen, der einsetzt, als es den Reißbrett-Figuren so richtig mies geht. Die Story franst aus, Anke Engelke wird verheizt. Wisch und weg!

The Sisters Brothers

Juliane Liebert: Triggerwarnung für Arachnophobiker! John C. Reilly krabbelt eine Giftspinne in den Mund! Ansonsten ein veritabler Eurowestern mit Hollywoodstars, gedreht in einem spanischen Western-Themenpark (!) und in Rumänien. Jacques Audiards Verfilmung von Patrick DeWitts Roman, der 2011 für den Booker Prize nominiert war, zeigt einen wilden Westen, der so real ist wie vor vier Jahren in "Dheepan" die Pariser Vorstadt. Joaquin Phoenix hat Spaß als perfekter Freak, Jake Gyllenhaal ist sehr niedlich. Und nebenbei bietet dieser witzige, traurige und charmante Film über die Killerbrüder Sisters die ideale Entspannung für begeisterte "Red Dead Redemption 2"-Spieler, die mal 'ne Auszeit brauchen und trotzdem in Stimmung bleiben wollen.

Stell dir vor, du müsstest fliehen

Doris Kuhn: Fiktives Flüchtlingsdrama, das die Richtung umdreht. Hier ist Europa nicht das Ziel, sondern der Ausgangspunkt. Ein Schwede und sein kleiner Sohn verlassen ihr kriegsgebeuteltes Land, müssen zu Fuß durch die Fremde, heimlich Grenzen queren, im Schlauchboot übers Meer. Jesper Ganslandt zeigt bekannte Situationen einer Flucht mit ruhigen, stilisierten Bildern, die dem Thema mehr Nachdruck verleihen als die Ethnie der Betroffenen.

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Vom Lokführer, der die Liebe suchte

Aurelie von Blazekovic: Ein alternder Lokführer rollt mit seinem Güterzug durch die Weiten Aserbaidschans, übernachtet in einsamen Metallbetten und bekommt Menschen nur zu Gesicht, wenn er das Dorf durchfährt. Dort findet das Leben inmitten der Gleise statt: Männer stellen Tische darauf und trinken Tee, schöne Frauen spannen Wäscheleinen quer darüber. Als sein Zug bei der Durchfahrt mal wieder etwas Wäsche aufgabelt, einen verheißungsvollen blauen Spitzen-BH, begibt der Lokführer sich ganz ohne Dialoge auf eine cinderellahafte Suche nach der Besitzerin. Der Film von Veit Helmer ist berührend in der Sehnsucht des Lokführers nach menschlicher Begegnung. Aber albern in der brustfixierten Darstellung der Dorfbewohnerinnen, die den Lokführer naiv-verführerisch glauben lassen wollen, dass der mal zu kleine, mal zu große BH ihnen passt.

White Boy Rick

Susan Vahabzadeh: Detroit in den Achtzigerjahren: Der 14-jährige Rick (Richie Merritt) wird vom FBI als Undercover-Informant rekrutiert, was sich bald als Einführung in eine kriminelle Karriere erweist. Sein Vater (Matthew McConaughey), selbst eine halbseidene Type, kann das nicht verhindern. Eine wahre Geschichte, von Yann Demange gut umgesetzt, hervorragend gespielt. Aber es gibt keinen Kontext, Ricks Geschichte steht für nichts (siehe Feuilleton vom Dienstag).

A Young Man With High Potential

Philipp Bovermann: Die hübsche Kommilitonin betritt die Studentenbude des Informatiknerds. Am Ende der Nacht taucht sie, auf ein gutes Dutzend Pakete verteilt, in einer Packstation wieder auf. Was dazwischen passiert? Im Trailer sieht es so aus wie ein Psychothriller. Tatsächlich zeigt uns Linus de Paoli in dummdreister Ausführlichkeit, wie die junge Frau erst betäubt, dann sexuell missbraucht und schließlich in der Badewanne zersägt wird. Und das Allerbeste: Anschließend ist der mordende Nerd dadurch zu einem reiferen Mensch geworden. Das soll wohl provokant sein, ist aber einfach nur doof, frauen- und menschenverachtend.

© SZ vom 07.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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