Neue Filme in Kürze:Die Starts der Woche

Lesezeit: 4 min

Charlize Theron liebt in "Long Shot" einen Nerd, am Gare du Nord spielt ein hochbegabter Rabauke Klavier, und im "Tal der Skorpione" gibt es deutsche Action.

Von den SZ-Kritikern

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Brightburn - Son of Darkness

Nicolas Freund: Superhelden haben ja etwas Unheimliches an sich. Mit ihren übermenschlichen Kräften, einer oft geheimen Agenda und der Tendenz, Konflikte durch Gewalt zu lösen. Regisseur David Yarovesky hat diese Idee für seine Mischung aus Horror- und Superheldenfilm aber etwas zu ernst genommen. In der fiesen Superman-Parodie beginnt der superstarke, blitzschnelle und unverwundbare Brandon Bryer schon mit zwölf Jahren eine Serienkillerkarriere. Warum auch nicht, was soll ihm schon passieren? Diese selbstgerechte Geisteshaltung erforscht der Film aber nicht. Die an sich interessante Prämisse vom gruseligen, durchgedrehten Superhelden wird schnell zur Entschuldigung, nur noch einen unglaubwürdigen Charakter nach dem anderen möglichst brutal und eklig abzumurksen.

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Drei Schritte zu dir

Doris Kuhn: Zwei 17-Jährige lernen sich in einer Spezialklinik kennen, beider Leben ist bedroht durch eine Lungenkrankheit. Leider dürfen sie einander nicht anfassen, um sich nicht gegenseitig schlimm zu infizieren. Das erschwert die aufkeimende Liebe, macht sie aber nicht unmöglich. Justin Baldoni hakt alle Rührungspunkte des Todkranke-Teenager-Genres erfolgreich ab, dafür spart er sich die Mühe mit überraschenden Wendungen oder unkonventionellen Hauptfiguren.

Está Todo Bien - Alles ist gut

Fritz Göttler: Don Bosco geht als Letzter, sein Bild wird ganz am Ende abgenommen, als die Apotheke, die seinen Namen trug, geschlossen wird - es gibt einfach keinen Nachschub mehr in Caracas an dringend nachgefragten Medikamenten für Diabetes oder Krebs. Pragmatisch und unpathetisch führt Tuki Jencquel den sozialen, den sozialpolitischen Notstand in Venezuelas Hauptstadt vor, wie er sich 2016 und 2017 entwickelte. Manchmal gibt es den erregten Ausbruch eines jungen Arztes, manchmal schminkt sich die Verzweiflung besonders sorgfältig, manchmal wird Ratlosigkeit in Spielszenen umgeleitet. Viele haben das Land verlassen. In majestätischen Totalen aus der Luft ist die Stadt ganz Stillstand und Erstickung.

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Happy Lamento

Philipp Stadelmaier: Es geht unter anderem um Elefanten und den (blauen) Mond in diesem Filmessay des unvermindert neugierigen und vergnügten Geschichtenerzählers Alexander Kluge. Der kollaboriert hier mit dem philippinischen Kino-Anarcho Khavn de la Cruz, integriert Teile aus dessen Spielfilm "Alipato" in seine Collage. Beide arbeiten mit dem, was als unbrauchbar erklärt wurde: Kluge mit Resten der Geschichte, Khavn mit Human Trash im Slum von Manila.

Inna de Yard

Anke Sterneborg: "Manche Länder haben Diamanten, manche haben Öl, wir haben Reggae-Musik!" verkündet einer der Musiker im wuchernd grünen Garten mit Blick auf Kingston. In seiner neuesten dokumentarischen Expedition lässt der britische Spielfilmregisseur Peter Webber ("Das Mädchen mit dem Perlenohrring") ergraute Reggae-Veteranen musikalisch und erzählerisch zu Wort kommen, was manchmal auch dasselbe ist. Die Vorbereitungen zum großen, generationsübergreifenden Revival-Festival sind der Rahmen, in dem aus Gesprächen, Archivaufnahmen von Studiosessions und Konzerten Lebensgeschichten und Musikhistorie erklingen. Zwischen existenzieller Armut, Diskriminierung und musikalischem Groove fängt der Film den marihuanageschwängerten Spirit des Reggae ein.

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Der Klavierspieler vom Gare du Nord

Josef Grübl: Sozialmärchen à la française: An einem öffentlichen Klavier im Bahnhof Paris Gare du Nord sitzt ein junger Mann und spielt wie ein junger Gott. Fällt nur keinem auf. Dann kommt ein Musikprofessor vorbei, der das Genie des Jungen erkennt. Dieser stammt aber aus den Banlieue, ist ebenso undankbar wie kriminell und muss erst zu seinem Glück gezwungen werden. Ludovic Bernard versucht eine Brücke zwischen Armut und Reichtum, zwischen Coolness und Kulturpolitik zu schlagen, bedient sich dabei aber sämtlicher Klischees, die einem privilegierten Publikum zu arm und reich, cool und kultiviert einfallen.

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Long Shot - Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich

Ekatarina Kel: In diesem als Komödie getarntem Märchen von Jonathan Levine werden jugendfeuchte Träume wahr. Die Außenministerin der USA ist eine langbeinige Blondine mit hervorragender Bildung und Herz für Naturschutz (Charlize Theron). Der auf andere Weise reizende Seth Rogen sorgt für derbe Schenkelklopfer, er gibt den klobigen Journalisten Fred Flarsky. Dramatischer Höhepunkt ist die Tatsache, dass Flarsky heimlich masturbiert. Aber (!) eine Liebe zwischen den beiden hält das aus.

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Eine moralische Entscheidung

Tobias Kniebe: Ein Gerichtsmediziner rammt im Straßenverkehr von Teheran aus Versehen ein Mofa, ein Junge stürzt, aber alles scheint in Ordnung zu sein. Zwei Tage später liegt derselbe Junge in der Leichenhalle. Die Obduktion ergibt eine Lebensmittelvergiftung, der Doktor könnte aus dem Schneider sein - aber nun forscht er wie besessen danach, ob er nicht doch für diesen Tod verantwortlich ist. Vahid Jalilvand eifert dem gefeierten Realismus seines Landsmanns Asghar Farhadi nach. Er schafft dabei eine packende Studie über den fast hochempfindlichen Ehrbegriff iranischer Männer - und den schönen Pragmatismus der Frauen.

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O Beautiful Night

Anke Sterneborg: Der junge Hypochonder Juri (Noah Saavedra) hat ein Rendezvous mit dem müden Tod (Marko Mandic), dem er aber noch etwas Leben und eine Liebe abringen kann. Im Spielfilmdebüt des Zeichners Xaver Böhm ist die Geschichte nur ein schöner Vorwand für eine Reise durch malerisch morbide Orte einer neonglühenden Berliner Nacht. Zwischen Halbweltkneipe, Spielhalle und Peepshow, zwischen Tankstelle, Kartbahn und botanischem Garten wandeln sich Albträume zum düsteren Märchen, eingebettet in ein Meer aus üppigen Nature-Mortes-Blumen aus dem 17 Jahrhundert. Der Film kommt in zwei Fassungen ins Kino, wahlweise in kontrastreichem Schwarzweiß oder düsteren Farben.

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Tal der Skorpione

Doris Kuhn: Massenhaft Männer werden entführt und im Wald ausgesetzt, jeder kriminell oder zumindest kampferprobt. Sofort beginnen Schießereien, verschiedene Allianzen bilden sich und zerfallen wieder, im Grunde gilt: alle gegen alle. Arrangiert wird das Gemetzel von drei Superschurken auf der Suche nach dem perfekten Soldaten. Regisseur Patrick Roy Beckert wiederum ist auf der Suche nach dem deutschen Actionfilm, also liefert er immerhin 130 Minuten durchgehend Geballer.

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Tolkien

Susan Vahabzadeh: Ein Porträt des Dichters als junger Mann. Der kleine John Ronald Reuel Tolkien wird Waise, dann geht er nach Oxford, zieht in den Ersten Weltkrieg und heiratet. Dass J. R. R. Tolkien dabei nebenher irgendwann den "Herrn der Ringe" schrieb, Mittelerde und diverse Sprachen erfand, bleibt in Dome Karukoskis unkonzentrierter Filmbiografie leider nebensächlich - und so bleibt einem Nicholas Hoults Tolkien auch seltsam fremd.

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Verachtung

Annett Scheffel: Alles wie gewohnt bei der vierten (und wohl letzten) Verfilmung von Bestsellerautor Jussi Adler-Olsens Romanreihe um zwei Sonderermittler der dänischen Polizei: Wieder lavieren sich Nikolaj Lie Kaas und Fares Fares als komplementäres Duo durch einen spektakulären Fall, diesmal unter der Regie von Christoffer Boe. Wieder ist alles schön vertrackt, diesmal mit ordentlich gesellschaftspolitischem Wumms (es geht um Rassenwahn, rechte Geheimbünde, Zwangssterilisationen). Wieder spannendes, kurzweiliges Nordic Thriller-Kino - wenn man darüber hinwegsieht, wie konstruiert die Story ist, und statisch die Figuren sind.

© SZ vom 19.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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