Neu im Kino: "Verführung einer Fremden":Heiße Hightech-Spionier-Story

Lesezeit: 2 min

Bruce Willis ist in seinem neuen Film "Verführung einer Fremden" smart, cool und eiskalt, aber irgendwie auch verletzlich. Ob ihm das bei Halle Berry etwas nützt, die versucht einen Mord aufzuklären?

Fritz Göttler

Der Papa ist der Kommunikator, Hemingway stellt hier den raschen, entscheidenden Kontakt her. Wie ein Hemingway Daiquiri gemixt wird, will Bruce Willis - er hat seit einigen Filmen einen sanften Oberlehrercharme - Halle Berry erklären, am Tresen einer schicken Nach-Dienstschluss-Bar, aber gleich nach dem weißen Rum übernimmt sie, mit Limette, Sirup, Grapefruit etc., und ihm bleibt nur ein anerkennendes "Sie haben gut aufgepasst!" Ja, sagt sie, ich passe auf - ich habe auch gleich Ihren Ehering am Finger bemerkt ...

Harrison Hill (Bruce Willis) und Rowena (Halle Berry) in "Verführung einer Fremden". (Foto: Foto: ddp)

Ein aufdringlicher Charmebolzen

Das ist ein ungewohnt leichter Screwball-Ton für einen Film von James Foley, der es einem bislang nicht gerade leicht machte mit (selbst)quälerischen Familien- und Kollegendramen wie "At Close Range", "After Dark, My Sweet" (nach Jim Thompson!) oder "Glengarry Glen Ross". Bruce Willis ist Harrison Hill, Chef einer Top-Werbeagentur. Ein Profi, das heißt - auch - ein aufdringlicher Charmebolzen, der das sehr wohl weiß und zeigt, dass er es weiß, und auch die Mädchen in seinem Büro wissen es, die tragen Namen wie Esmeralda oder Josie, und der Verdacht scheint berechtigt, dass sie auf Besen zur Arbeit reiten.

Halle Berry wird Ro gerufen, das steht für den ruhmvollen Namen Rowena, sie ist auf Zeitarbeit bei Harrison Hill, und versucht dabei herauszufinden, ob er denn was zu tun hat mit dem brutalen Mord an ihrer Freundin Grace. Das ist auch ihre eigentliche Profession - sie arbeitet am liebsten als hochinvestigative Journalistin, ein Job, der heutzutage ziemlich einfach scheint, wenn man den richtigen Partner hat, Giovanni Ribisi, der smart ist und sich als unwiderstehlicher Hacker profiliert.

Lust, Liebe und Loyalität

Die komplizierte Hightech-Spionier-Story inszeniert James Foley schön altmodisch als ein Netz von Verführung und Selbsttäuschung, von Voyeurismus und Narzissmus - da sind auch wir Zuschauer immer mit eingeschlossen, mit unseren Wünschen ans Kino, mit unseren Vorstellungen, wie das zusammengehen mag, Lust und Liebe und Loyalität. Bruce Willis ist smart und cool und eiskalt, aber irgendwie auch verletzlich - nicht zuletzt weil er chattet und das auch noch ziemlich ernst nimmt.

Weshalb er ein wirklich feines Paar abgibt mit Halle Berry, die elegant ist und kokett und traumatisiert von einem schlimmen Kindheitserlebnis. Ein Marnie-Effekt! Sie glaubt jedenfalls an die Hexenkraft des Outfits - dass das Kostüm die Seele ersetzt. Einmal tritt sie im grauen Mantel vor Bruce Willis hin, mit einem weit geschwungenen Kragen um den Hals, der sie herrschaftlich wirken lässt und sie beschützt vor den Bedrohungen - denen von draußen. Was die Loyalität angeht, die scheint sogar für Harrison Hill eine Tugend zu sein - das hat er womöglich direkt von Hemingway.

PERFECT STRANGER, USA 2007 - Regie: James Foley. Buch: Todd Komarnicki. Kamera: Anastas N. Michos. Musik: Antonio Pinto. Schnitt: Christopher tellefsen. Mit: Halle Berry, Bruce Willis, Giovanni Ribisi, Gary Dourdan, Patti D'Arbanville, Clea Lewis, Jason Antoon, Daniella Van Graas. Sony, 109 Minuten.

© SZ vom 13.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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