Nachruf Wolf Gremm:Kämpfernatur

Mit Kästner wurde er bekannt, er hat dessen Roman "Fabian" verfilmt, und mit Fassbinder hat er den dunklen Zukunftsfilm "Kamikaze 1989" gedreht. Nun ist der unermüdliche Filmemacher Wolf Gremm gestorben.

Das Spektrum von Wolf Gremms Arbeiten war bunt und weit. Es reichte vom Sittengemälde der Weimarer Republik in seiner Erich-Kästner-Adaption "Fabian" über das Schiller-inspirierte Rebellenstück "Tod oder Freiheit" bis hin zur dystopischen Zukunftsfarce "Kamikaze 1989", in der sein Freund Rainer Werner Fassbinder 1982 die Hauptrolle übernahm. Mehr als fünfzig Werke umfasst seine Filmografie, im Kino wie im Fernsehen, für das er früh den stilprägenden Tatort "Tod im U-Bahnschacht" drehte. Von seinem Debüt an bildete er zudem ein Erfolgsgespann mit der Produzentin Regina Ziegler, erst beruflich und dann auch privat - Hochzeit war 1977 .

Gremm, geboren 1942 in Freiburg, hatte Literatur, Theaterwissenschaft und Soziologie studiert, dazu Regie an der Film- und Fernsehakademie in Berlin, wo er später auch Dozent war. Viele seiner Filme sind auf internationalen Filmfestivals gezeigt und prämiert worden, zuletzt im Lincoln Center und im Museum of Modern Art in New York. In seinem letzten Werk "Ich liebe das Leben trotzdem" dokumentierte er seinen mehrjährigen Kampf mit einer Krebserkrankung, der er auf diese Weise sogar ein paar heitere Momente abgewinnen konnte. Gewonnen hat er ihn nicht - am Dienstagmorgen ist er im Alter von 73 Jahren in Berlin gestorben.

© SZ vom 15.07.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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