Nachruf:Spanischer Maler Eduardo Arroyo tot

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Eduardo Arroyo, geboren 1937 in Madrid, ging 1958 nach Paris und wurde im Exil zum Maler. Nach Francos Tod kehrte er 1976 in die Heimat zurück. (Foto: imago/El Mundo)

Der spanische Künstler war einer der Hauptvertreter des kritischen Realismus, malte Szenen aus der Literatur und dem Boxsport und schuf legendäre Bühnenbilder für den Regisseur Klaus Michael Grüber.

Von Christine Dössel

Seine Bilder sind farbenfroh, ironisch, figurativ, man sieht ihnen den Einfluss der amerikanischen Pop-Art an. Der spanische Künstler Eduardo Arroyo, einer der Hauptvertreter des kritischen Realismus des 20. Jahrhunderts, malte Szenen aus der Literatur, aus dem Boxsport, aus seinem eigenen Leben, nahm sich in seiner Motivik Mythen, Märchen und Maskeraden vor - und schon auch mal die eigenen Künstlerkollegen. Er war in seiner Arbeit ein großer Polemiker und einer der ersten, die systematisch mit Bildzitaten arbeiteten. 1983 wurde ihm in Spanien der Große Nationalpreis für Malerei verliehen.

Arroyo, geboren 1937 in Madrid, kam vom Journalismus und begriff sich stets als ein "Maler, der schreibt". 1958 verließ er seine Heimat aus Hass auf das Franco-Regime und ließ sich in Paris nieder, wo er sich der Malerei zuwandte: als Autodidakt, der als Schnellzeichner und Pflastermaler begann. Alles, was er damals malte, war aggressiv politisch, Ausdruck seiner tiefen Verachtung der Franco-Diktatur. Als Plakatmaler war Arroyo am Pariser Mai 1968 beteiligt. Danach zog er nach Mailand, wo 1969 seine langjährige künstlerische Zusammenarbeit mit dem gefeierten Theater- und Opernregisseur Klaus Michael Grüber begann.

Wie sein Freund Gilles Aillaud, der andere wichtige Bühnenbildner Grübers, weigerte sich Arroyo, die Bühne als ein Bild zu betrachten oder gar als zweckdienliche Dekoration. Er schuf für die traumwandlerisch-poetischen, oft auch hermetischen Inszenierungen Grübers große, düstere Rauminstallationen und atmosphärische Environments. Gemeinsam mit Aillaud stattete er 1974 Grübers legendäres "Bakchen"-Antikenprojekt an der Berliner Schaubühne aus und ein Jahr später "Faust-Salpêtrière" in Paris. 1976 entwarf er die Bühne für Wagners "Walküre" an der Pariser Oper, 1992 für Janáčeks "Aus einem Totenhaus" bei den Salzburger Festspielen, 2006 für Mussorgskis "Boris Godunow" in Brüssel, alle in Grübers Regie. Arroyos eigenes Theaterstück "Bantam", ein Boxer-Drama, wurde 1986 von Grüber am Münchner Residenztheater uraufgeführt. Am Sonntag ist Arroyo im Alter von 81 Jahren in seinem Haus in Madrid gestorben.

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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