Nachruf:Schön direkt, mit feinem Witz

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Die 1939 geborene Ursula Karusseit spielte in der DDR in Filmen und am Deutschen Theater und der Volksbühne in Ost-Berlin, bevor sie im Fernsehen bekannt wurde (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Das Fernsehen machte sie bekannt, aber Schauspielerin Ursula Karusseit war mehr als eine Serien-Darstellerin.

Von Peter Laudenbach

Sie war das, was man gemeinhin eine Volksschauspielerin nennt: Ursula Karusseit war populär durch ihre Fernsehrollen ("In aller Freundschaft"), aber weit mehr als eine Serien-Darstellerin. Auf der Theaterbühne, etwa in Benno Bessons legendärer "Hase, Hase"-Inszenierung, 1992 am Berliner Schiller-Theater, sah man, über was für eine schöne Direktheit, über was für feinen und bei Bedarf auch weniger feinen Witz, über welche Warmherzigkeit und Spielfreude diese große Komödiantin verfügte. Ihr Spiel hatte etwas leicht Anarchisches, das Gegenteil einer schauspielerischen Dienstleisterin. "Das war immer gemeint und nicht nur erzeugt. Da hat sie auch von sich preisgegeben, wie sie über Dinge nachgedacht hat", sagt ihr Schauspielerkollege Christian Grashof über ihre Kunst.

Dass sie dabei gut geerdet blieb, hat vielleicht auch mit ihrer DDR-Biografie zu tun. Sie arbeitete zunächst als Sekretärin in einer Maschinenfabrik und kam über die Theatergruppe des Betriebes zur Schauspielerei und zum Studium an der Berliner Schauspielschule "Ernst Busch". Rollen in den besseren Defa-Filmen wie "Der nackte Mann auf dem Parkplatz" und "Levins Mühle" oder der Fernsehserie "Wege über Land" machten sie zu einer bekannten DDR-Schauspielerin.

Mit dem verspielten, also nicht sehr linientreuen Brecht-Schüler Besson, mit dem sie zeitweilig verheiratet war, hatte sie ihre besten Theaterjahre, ab Mitte der 1960er-Jahre am Deutschen Theater und der Volksbühne, beide im damaligen Ostberlin. Besson machte die Volksbühne mit einem glänzenden Ensemble zu einem der aufregendsten Theater Europas, Karusseit spielte unter anderem die Shen Te in seiner "Sezuan"-Inszenierung. Als Jürgen Kuttner sie ein paar Jahrzehnte später für einen seiner Revue-Abende noch einmal an die Volksbühne einlud, war das für ihre alten und neuen Fans ein berührender Moment: Plötzlich stand mit Ursula Karusseit gelebte Theatergeschichte auf der Bühne. Am vergangenen Freitag ist Ursula Karusseit im Alter von 79 Jahren in Berlin gestorben.

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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