Nachruf:Reggae-Pionier Toots Hibbert gestorben

Frederick "Toots" Hibbert, geboren 1942 auf Jamaika, war Sänger und Kopf der Band Toots & The Maytals und einer der ersten, die das Wort "Reggae" benutzten. (Foto: AP)

Andere Reggae-Sänger waren politischer und berühmter, Frederick "Toots" Hibberts, der Sänger der "Maytals", hatte dafür noch etwas mehr Soul.

Von Jonathan Fischer

Bob Marley, Jimmy Cliff oder Peter Tosh waren oder sind berühmter und politischer, Frederick "Toots" Hibberts, der Sänger der Maytals, hatte dafür noch etwas mehr Soul. Mit anderen Worten: Eine Erdung in der ärmlichen jamaikanischen Kirchengemeinde seiner Adventistenprediger-Eltern, das Talent, in einfachen Metaphern zu predigen - und etwas, das man nur biblisches Sendungsbewusstsein nennen kann. In Hibberts Stimme lag eine außergewöhnliche Kraft. Sein warmer, mal heiserer, mal flehender Soulbariton, der aus frühen Hits wie "Bam Bam" oder "Pressure Drop" oder "54-46 That's My Number" (über seine 18 Monate im Gefängnis wegen Marihuana-Besitzes) Hymnen der Erlösung formte, und bisweilen an Otis Redding und Ray Charles erinnerte. Mit seinen Maytals prägte er den frühen Ska und Rocksteady, ihr "Do The Reggay" (1968) verlieh dem ganzen Genre seinen Namen. Nun ist der "Funky Kingston"-Sänger im Alter von 77 Jahren vermutlich einer Covid-19 Infizierung erlegen. Sein spirituelles Charisma bleibt. Wie beschwört er es in seiner Lebensbeichte "Never Get Weary"? "Ich lebte schon vor Christopher Columbus und den Arawak-Indianern, geschaffen vor dieser Welt."

© SZ vom 14.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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