Nachruf:Rechter Husar

Der französische Autor Michel Déon, geboren 1919 in Paris, gehörte nach 1945 zu den Antipoden des Existentialismus und des Nouveau Roman. Jetzt ist der "Anarchist von rechts" in seiner Wahlheimat in Irland gestorben.

Von Joseph Hanimann

Obwohl er viele Jahre seines Lebens im Ausland verbrachte, hauptsächlich in Griechenland und in Irland, blieb er über Frankreich hinaus wenig bekannt. Michel Déon, 1919 in Paris geboren, war eine ausgesprochen französische Schriftstellerfigur. Seit dem Kriegsende entwickelte er sich, zunächst bei der royalistischen Bewegung "Action française" von Charles Maurras, in Auseinandersetzung gegen den Existentialismus, die engagierter Literatur und den individualistischen Traditionsbruch.

Er verstand sich als einen "Anarchisten von rechts und einen hellsichtigen Pessimisten". Nach Essays, Reiseberichten und frühen Romanen fand der Roman "Die wilden Ponys" 1970 breitere Beachtung. "Un taxi mauve", (dt. "Irisches Intermezzo") wurde 1977 von Yves Boisset unter dem Titel "Das malvenfarbige Taxi" verfilmt.

1978 wurde Déon Mitglied der Académie Française. Weitere Romane, Theaterstücke, Tagebücher und sogar ein Opernlibretto folgten, an die fünf Dutzend Titel insgesamt. Die Literatur dieses Querläufers wandte sich mit klassischer Personen- und Szenenbeschreibung, Landschaftsbildern und romanesken Handlungsabläufen gegen alle Experimente der neuen Literatur. Zugleich verfolgte Michel Déon aber auch das Heranwachsen jüngerer Autoren und wurde zu einem Mentor für Emmanuel Carrère. Am Mittwoch ist er in seiner irischen Wahlheimat gestorben.

© SZ vom 30.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: