Die Gegend, aus der er stammte, hat Rainer Kirsch im "Selbstporträt für Fernsehen" (1978) beschrieben: das Heimatdorf Westewitz bei Döbeln an der Mulde, in dem der Vater Volksschullehrer war, die Spiele auf dem Feld hinter dem Haus, die frühen Lektüren. Und dann die Franckeschen Stiftungen in Halle, in die er 1948, mit vierzehn Jahren, kam, als aus der alten pietistischen eine junge marxistische Lehr- und Erziehungsanstalt wurde. Leicht lassen sich von hier aus Linien ziehen, die in die politische Geschichte der DDR hineinführen: Nach dem XX. Parteitag der KPdSU begannen die ersten Schreibversuche des jungen Rainer Kirsch, 1956 machte der Aufstand in Ungarn einige seiner Gedichte zum Politikum. Er wurde vom Studium relegiert, in die Produktion geschickt. Als er ab 1963 mit Sarah Kirsch, die er 1958 geheiratet hatte, am Literaturinstitut "Johannes R. Becher" in Leipzig studierte, begann gerade die Eiszeit in der Kulturpolitik der SED.
Nachruf:Rainer Kirsch ist tot
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Voluminöse Romane gibt es nicht von ihm, nur streng geformte Prosa federnder Leichtigkeit, durchtriebene Verskunst, mathematische Kinderbücher, Opern. Ein Poet der "Sächsischen Dichterschule".
Von lmue