Nachruf:Michael Bogdanov  

Der Regisseur Michael Bogdanov wurde 1938 in Wales geboren. Er gründete die English Shakespeare Company und leitete das Hamburger Schauspielhaus. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Er war ein Meister der feinen Ironie, dem jede Verzweiflungstiefe suspekt war.

Von Till Briegleb

Michael Bogdanov war der Gründer und Leiter des erfolgreichen Tourneetheaters "English Shakespeare Company" und wurde 1989 zur allgemeinen Überraschung Nachfolger von Peter Zadek als Theaterchef am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Dort zeigte Bogdanov großes Ausstattungstheater. Als Gegenpol zum zeitgenössischen Zuschnitt der radikalen Regiekonzepte und der Verwendung von Dramen als Collagematerial etablierte sich Bogdanov als Siegelbewahrer der traditionellen Erzählung. Der stets freundlich und zuvorkommend auftretende Regisseur, der die Menschen mit einem bübischen Lächeln für sich einnahm, inszenierte sein Schauspielertheater der Emotionen mit großem Erfolg auf Privatbühnen und im Ausland. Eine seiner letzten Inszenierungen am Altonaer Theater in Hamburg, ein Adaption des Films "Garp", zeigte Bogdanov noch immer als den packenden Erzähler mit Vorliebe für volkstümlichen Humor und liebevolle Menschenbetrachtung. Die Verzweiflungstiefe menschlicher Abgründe war diesem netten Atmosphärenzauberer einfach nie nahe, so dass er als Meister der guten Unterhaltung die Zuschauer lieber mit feiner Ironie verführte. Und damit vielen Besuchern in herzlicher Erinnerung blieb. Am Ostersonntag ist Michael Bogdanov im Alter von 78 Jahren während eines Griechenland-Urlaubs verstorben.

© SZ vom 19.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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