Wenn ein Autor einem seiner Bücher einen Titel gibt, der sich wie das Motto des eigenen Lebens anhört, dürfte er sich mit dem Inhalt des Buches innig identifizieren. Als Klaus-Jürgen Sembach im Münchner Stadtmuseum die von ihm gestaltete Ausstellung kunsthandwerklicher Arbeiten mit dem Titel "Schön und Gut" überschrieb, hat er in einer Kurzformel benannt, was ihn als Genießer und Gestalter lebenslang faszinieren und beschäftigen sollte. Die Kombination von "gut" und "schön" war für ihn absolut zwingend: Schön kann nur sein, was auch gut gemacht ist. Und was seine Funktion perfekt erfüllt, ist auch ästhetisch schön.
In einer ganzen Reihe von Büchern hat Sembach Beispiele für diese These vorgestellt. Noch als Leiter der Neuen Sammlung in München konnte er anhand der Möbel und Gebrauchsgegenstände, die heute in der Pinakothek der Moderne zu sehen sind, grundsätzliche Gedanken über "Die nützlichen Künste", also über den Zusammenhang zwischen Funktion und Ästhetik formulieren. Als Gründungsdirektor des "Museums für Industriekultur" in Nürnberg hat er den Blick der Öffentlichkeit auf die imposanten Hinterlassenschaften der Industrie gelenkt. Und an die fernen Zeiten, als Bahnfahren noch ein Vergnügen war, hat er mit dem Katalog "Zug der Zeit. Zeit der Züge" erinnert.
Am ergiebigsten konnte sich Sembach seiner Freude an schönen Dingen aber als Autor und Ausstellungsgestalter hingeben. Sein fast mit Andacht geschriebener Bildband über den Jugendstil ist in fast alle europäischen Sprachen übersetzt worden. Der Schönheit der Frauen hat er in Fotobänden über Greta Garbo, Marlene Dietrich, Audrey Hepburn und Marilyn Monroe gehuldigt. Sein einzigartig vielfältiges Werk als Ausstellungsgestalter aber - fast 50 eigenwillige Arbeiten - ist in dem Band "Formen des Zeigens" zusammengefasst. Am 29. März ist Klaus-Jürgen Sembach im Alter von 86 Jahren in Berlin gestorben.