Nachruf:Hans Zender gestorben

Gut hörbar mit feinen Klangfarben: Hans Zender, 1936 in Wiesbaden geboren, schuf dramatische wie auch poetische Musik. (Foto: imago)

Der Komponist und Dirigent Hans Zender wurde mit seinen Überschreib­ungen klassischer Originale und seinen Opern über literarische Größen berühmt, für die er Kleinstintervalle verwendete. Nun ist er im Alter von 82 Jahren gestorben.

Von Reinhard J. Brembeck

Wenn Franz Schubert einen Zwillingsbruder im 20. Jahrhundert hatte, dann war das der Komponist und Dirigent Hans Zender. Der erforschte 1993 die "Winterreise" seines Vorgängers in einer, so der Untertitel, "komponierten Interpretation" für Ensemble und Bariton. Das ist eine raffinierte und oft atemberaubend die Lieder belebende Überschreibung des Originals, mit allen Klang- und Geräuschüberschreibungen der Moderne ausgestattet. Das machte Zender berühmt, in konservativen Kreisen berüchtigt. Die Großen der Literatur und Musik waren Zenders Leidenschaft. Er schrieb eine James-Joyce- und eine Cervantes-Oper, kam immer wieder auf Hölderlin, auf Beethoven, Bashō, den Buddhismus und die Bibel. In dem Zweistünder "Shir Hashirim", einem Hauptwerk, vertonte er Liebeslieder aus dem biblischen Hohelied mit den für ihn typischen Kleinstintervallen, die nie befremden, sondern feine Klangfarben spenden in ein klares Gewebe, das die Texte dramatisch zwischen Solisten, Chor und Orchester einfängt. Jetzt ist dieser Meister mit 82 Jahren gestorben.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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