Nachruf:Großbau-Meister

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Sensibel und strukturiert: Helmut Gebhard (1926-2015). (Foto: Stefan Moses)

Waren außergewöhnliche Projekte zu bewältigen, dann war der Münchner Architekt Helmut Gebhard die Idealbesetzung. Im Alter von 88 Jahren ist er gestorben.

Von Gottfried Knapp

Helmut Gebhard hat als Architekt und als Ordinarius für Bauen im ländlichen Raum an der TU München den Beweis angetreten, dass Arbeit in der Verwaltung die Kreativität nicht behindern muss. Nach dem Studium sammelte Gebhard als Mitarbeiter mehrerer staatlicher Bauämter und schließlich als Regierungsbaudirektor Erfahrungen in den unterschiedlichsten Bauaufgaben. Diese Spezialkenntnisse machten ihn bei großen öffentlichen Bauvorhaben zur Idealbesetzung.

Das erste staatliche Großprojekt, bei dem er die Rahmenplanung übertragen bekam, war die Universität Regensburg, die als geschlossenes Ensemble auf einem Gelände südlich der Altstadt errichtet werden sollte. Grundidee seines Strukturplans war eine von Süden nach Norden mitten durch das Gelände führende grüne Achse, an deren nördlichem Ende die Domtürme sichtbar werden. Die einzelnen Institutsgebäude ließ er sinnvoll an den Querwegen und zentrale Gebäude wie das Auditorium Maximum und die Unibibliothek rund um die zentrale Piazza errichten.

Bei der Gestaltung des Kurbezirks von Bad Birnbach gruppierte Gebhard in Absprache mit dem Landschaftsarchitekten Günther Grzimek die Badeanstalten, Kliniken und Hotels so um die frisch gebohrte Quelle herum, dass der hübsche Ortskern auf dem Hügel unangetastet blieb und das Kurgelände sich in die offene Landschaft des Rotttals hinaus öffnen konnte.

In der Akademie der Schönen Künste, deren Abteilung Bildende Kunst er zehn Jahre lang leitete, stellte Gebhard bei einer Ausstellung neben den Großprojekten zwei seiner sensibel auf die jeweilige Situation reagierende Architekturen vor: das am denkmalgesättigten Hang des Freisinger Dombergs ausgebaute Domgymnasium und das auf der Jurahöhe über Eichstätt um ein Wohnviertel herum errichtete Studentenwohnheim. Am Dienstag ist der Mann, der in allen Gremien, in denen er saß, irgendwann zum Vorsitzenden gewählt wurde, im Alter von 88 Jahren friedlich gestorben.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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