Nachruf:Ein Bob Dylan des Grunge

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Der Songwriter Daniel Johnston ist tot, dessen so unfertige Musik von Kurt Cobain bis zu Beck so viele verehrten.

Von Jens-Christian Rabe

Die Liste der berühmten Verehrer des amerikanischen Sängers und Songwriters Daniel Johnston ist lang und illuster. Beck ist dabei und Tom Waits und Wilco und Yo la Tengo und Jack Antonoff, Produzent von Lorde, Lana Del Rey und St. Vincent. Und natürlich Kurt Cobain, der auf der Höhe seines Ruhms in den Neunzigern einmal ein T-Shirt trug, auf dem das minimalistische Cover mit dem Augenfrosch von Johnstons sagenumwobenen, 1983 erschienenen Album "Hi, How Are you?" gedruckt war, das Johnston selbst gezeichnet hatte.

Cobain verhalf dem großen tragischen Helden des Lo-Fi-Pop, der sein Leben lang schwer unter Depressionen und Wahnvorstellungen litt, so zu einem Vertrag bei einer großen Plattenfirma. Wobei zur Legende auch gehört, dass Johnston, der lange als Tischabräumer bei McDonald's sein Geld verdiente, großer kommerzieller Erfolg dennoch immer versagt blieb.

Hört man seine Musik, wundern einen weder die Verehrung der berühmten Kollegen noch der Misserfolg. Seine Songs sind rohe Skizzen, demonstrativ unfertig, minimalistisch, sprunghaft, brüchiger Gesang begleitet von kaum mehr als etwas Klaviergeklimper oder Akustikgitarrengeschrammel, aufgenommen auf einem einspurigen Kassettenrekorder. Für das große Publikum ist schon die erste Anmutung einfach zu schroff.

Für viele, die genauer hinhörten, versteckte sich dahinter allerdings so etwas wie der Bob Dylan des Grunge, bloß mit dem Melodiegespür der Beatles, gleichzeitig so erhaben erratisch wie herzzerreißend naiv: "Speeding motorcycle, don't you drive recklessly/Speeding motorcycle of my heart". In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist Daniel Johnston in seinem Haus in Waller, Texas in der Nähe von Houston gestorben. Er wurde 58 Jahre alt.

© SZ vom 13.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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