Nachruf:Die Wahrheit ist meistens hässlich

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V. S. Naipaul (1932-2018) begann zu sehen, dass er nichts sieht; aus dem, was Blindheit war, arbeitete sich Einsicht in die Dunkelheit heraus. (Foto: Maxppp Giagnori/dpa)

Er war ein reisender Schriftsteller und ein schreibender Kosmopolit: Der Literaturnobelpreisträger V. S. Naipaul ist mit 85 Jahren gestorben.

Von Burkhard Müller

Seine Chancen standen nicht günstig. Als Vidiadhar Surajprasad Naipaul 1932 auf der Karibikinsel Trinidad geboren wurde, war sie eine britische Kolonie, und unter den Kokospalmen und dem bunten Völkergemisch lag die perspektivlose Realität einer typischen Kolonialgesellschaft. Da erhielt der 18-jährige Vidia ein Stipendium, das ihn mitten ins Zentrum des Empire katapultierte, an die Universität Oxford. Als er später auf sein Leben zurückblickte, hat Naipaul vom "Rätsel der Ankunft" gesprochen, so lautet auch der Titel eines seiner Bücher: Wie es ihm gelang, mit diesem ungeheuren Bruch zurechtzukommen und sich trotzdem einen Platz in der Welt zu verschaffen, darüber hat er nie aufgehört zu staunen.

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