Nachruf:Das ewige Mädchen Silvia Fenz

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Silvia Fenz, gebürtiger Wienerin, war eine österreichische Film- und Theaterschauspielerin. Zuletzt war sie in der ORF-Serie "Janus" im Fernsehen zu sehen. (Foto: Imago)

Die Wiener Film- und Theaterschauspielerin ist verstorben. Sie wird als junge Frau in Erinnerung bleiben.

Von Wolfgang Kralicek

Sie sah aus wie eine Dame, aus ihren großen Augen aber blitzten Neugier, Lebenslust und Spielfreude eines kleinen Mädchens. Silvia Fenz wurde deshalb auch in Rollen besetzt, für die sie zu alt war. Mit 66 Jahren spielte Fenz am Wiener Volkstheater Gombrowicz' Yvonne, die Burgunderprinzessin. Sie war stets eine spezielle Besetzung, wenn man sie nur typgerecht einsetzte. Einerseits bekamen bei Fenz monströse Figuren anrührende Facetten, andererseits können alte Kinder ja etwas Unheimliches, Grausames an sich haben.

Die 1940 geborene Wienerin absolvierte nach einer Tanzausbildung das Max Reinhardt Seminar, einen ihrer ersten Auftritte hatte sie 1964 in einer ORF-Verfilmung des "Sommernachtstraums", natürlich als Elfe. Später war sie Ensemblemitglied am Hamburger Thalia Theater und am Schauspiel Köln, in den Neunzigern wechselte sie ans Schauspielhaus nach Wien. Sie suchte die Herausforderung. Mit dem jungen Regisseur Stefan Bachmann, den sie am Schauspielhaus kennengelernt hatte, ging sie 1998 ans Theater Basel. Dort erlebte sie die fruchtbarsten Jahre ihrer Karriere. Sie war dabei, als Bachmann Wolfgang Bauers "Magic Afternoon" inszenierte. Bei ihm spielte sie auch den Zauberer Merlin in Tankred Dorsts König-Artus-Drama und Hamlets Mutter Gertrud. In Stefan Puchers berühmter "Kirschgarten"-Inszenierung von 1999 war Fenz die Ranjewskaja; bei Sebastian Nübling spielte sie den König Lear. Das grausame Ende des schwulen Königs in Christopher Marlowes "Edward II." inszenierte Nübling 2004 als Clownsszene - und als mörderischer Clown, für den der Tod nur ein Kinderspiel ist, war Silvia Fenz genau die Richtige.

Selbst in kleinen Rollen war sie stark, dafür blieb sie auch als Protagonistin stets Ensemblespielerin - als wäre sie selbst am meisten überrascht, dass sie die Hauptrolle spielen darf. Zuletzt war sie in Inszenierungen von Christoph Marthaler zu erleben. Der Schweizer, der einen Blick für besondere Menschen hat, setzte sie in "Riesenbutzbach" (2009) und "Letzte Tage" (2013) als Wiener Dame ein, die in gepflegtem Schönbrunner-Deutsch Ungeheuerlichkeiten von sich gibt. Die Nazis haben das Neujahrskonzert erfunden? "War eben nicht alles schlecht."

Am Samstag ist Silvia Fenz in Wien gestorben, angeblich im 76. Lebensjahr. Dem Publikum wird diese herrliche Schauspielerin als ewiges Mädchen in Erinnerung bleiben.

© SZ vom 28.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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