Nachruf auf Nazif Mujić:Schrott zu Silber und zurück

Er bekam den Silbernen Bären für den Film "Aus dem Leben eines Schrottsammlers". Für seine Zukunft in Deutschland half ihm das allerdings wenig. Jetzt ist der bosnische Schauspieler im Alter von 48 Jahren gestorben.

Von Lilli Heinemann

Der bosnische Schauspieler Nazif Mujić ist am Sonntag im Alter von 48 Jahren gestorben. Mujić wurde 2013 bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären als bester Darsteller für den Film "Aus dem Leben eines Schrottsammlers" ausgezeichnet. In dem Drama des bosnischen Regisseurs Danis Tanović spielte Mujić gemeinsam mit Frau und Kindern die eigene Lebensrealität nach - das Leben eines Alteisensammlers.

Nach dem Berlinale-Erfolg stellte Mujić als Angehöriger der Roma einen Asylantrag in Deutschland. Trotz der Unterstützung von Berlinale-Direktor Dieter Kosslick und mehr als 50 Filmschaffenden, darunter Wim Wenders, Andreas Dresen und Michael Ballhaus, lehnten die Behörden das Gesuch ab. Nach längerem Aufenthalt in einer Berliner Flüchtlingsunterkunft kehrte Mujić 2014 in seine nordbosnische Heimat Svatovac zurück.

Die Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Filmerfolg zerschlug sich. Einen Job als Müllmann im Nachbarort musste er wegen einer Rückenverletzung nach kurzer Zeit wieder aufgeben. Die Armut zwang ihn, seinen Silbernen Bären zu verkaufen, eine Bar zahlte ihm 4000 Euro für den Filmpreis. Mujić hatte geplant, die diesjährige Berlinale zu besuchen, um über sein Schicksal nach der Auszeichnung mit dem Silbernen Bären vor fünf Jahren zu berichten.

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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