Nachrichten aus dem Netz (33):Amerikas kluge Köpfe

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Auf der "Ted Conference" in Kalifornien treffen sich jedes Jahr Koryphäen aus den Bereichen Technik, Entertainment und Design, um ihre Ideen auszutauschen. Seit diesem Jahr kann auch die Öffentlichkeit an der exklusiven Veranstaltung teilhaben und sich die interessantesten Vorträge im Internet ansehen.

Andrian Kreye

Auf der "Ted Conference" treffen sich im kalifornischen Küstenstädtchen Monterey alljährlich die klügsten Köpfe Amerikas aus Technik, Entertainment und Design (ergo das Label Ted). Der Designer Richard Saul Wurman hatte die Konferenz ins Leben gerufen. Er war berühmt geworden, weil er sich vor allem mit der Vermittlung von Informationen beschäftigt und das Wort "Information Architect" geprägt hatte.

Im Vortrag von Jane Goodall geht es um den Unterschied zwischen Mensch und Affe. (Foto: Foto: Reuters)

Sehr exklusiv ging es bislang auf dieser Konferenz zu. Wer dabei sein wollte, musste eingeladen sein und außerdem eine Teilnahmegebühr von inzwischen 6000 Dollar bezahlen. Und weil sich selten so viele Koryphäen aus so vielen verschiedenen Feldern an einem Ort trafen, hatte man als Teilnehmer auch immer das Gefühl, das in Monterey Medien- und Technikgeschichte gemacht wird.

Seit diesem Jahr werden die "Ted Talks" auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Jede Woche stellen die Veranstalter der Konferenz einen der Vorträge auf Video auf ihre Webseite und in einen eigens reservierten YouTube Channel.

Vieles, was man da zu sehen und hören bekommt, sind die Vortragsfassungen wichtiger Essays, die in den vergangenen Monaten in amerikanischen Zeitschriften und Journalen erschienen. Der rebellische Rechtswissenschaftler Lawrence Lessig spricht darüber, wie die Urheberrechte jede Form von Kreativität ersticken.

Der britische Biologe Richard Dawkins appelliert an die Vernunft im Namen des Atheismus und ruft die amerikanischen Ungläubigen auf, sich vom christlichen Status Quo ihres Landes zu emanzipieren. Und der Sprachforscher Steven Pinker erklärt, warum wir weniger Gewalt auf der Welt finden, als es je zuvor in der Geschichte der Menschheit gegeben hatte.

Andere liefern Reiseberichte von ihren Ausflügen an die Grenzen der Wissenschaft. Gentechnologiepionier Craig Venter erzählt etwa von seiner Bootsreise rund um die Erde, bei der er in den Ozeanen nach Genmaterial suchte und auf bisher unbekannte Spezies stieß. Milliardär Richard Branson lässt sich über seine Abenteuer aus, die er als Wegbereiter der privaten Raumfahrt bestehen musste.

Wer sich einige der Vorträge von Figuren wie dem Amazon-Gründer Jeff Bezos, dem Umweltaktivisten Al Gore oder der Affenforscherin Jane Goodall anhört, merkt bald, dass die Vortragstechniken und -technologien in den USA längst auf einem Stand sind, mit dem sich einem gebildeten Publikum auch komplexe Themen in kompakten Blöcken nahebringen lassen.

Die innovative Benutzerführung auf der Ted-Seite selbst hilft dabei, mit einem Mausclick zwischen den wichtigsten Thesen der Vorträge zu springen. So kann selbst das vielgescholtene Internet zu einem intellektuellen Medium werden.

© SZ vom 10.12.2007/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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