Musikalische Talente:Vergnüglich

Lesezeit: 1 min

Ana Chumachencos Meisterklasse im Bayerischen Landtag

Von Harald Eggebrecht, München

Eine Woche lang ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, endlich einmal woanders als an den bekannten Orten in der Residenz, im Gasteig oder im Prinzregententheater Musik zu erleben. "Stars & Rising Stars" nennt sich das kleine Festival, das auch in kommenden Jahren stattfinden soll. Nicht nur Räume wie etwa die Reaktorhalle, das Technikum oder die Freiheizhalle lockten, auch die Gelegenheit, Weltberühmtheiten zusammen mit Hochbegabten sehen und hören zu können, und das zu kulanten Preisen: zehn Euro bis 28 Jahre, 25 Euro für Ältere.

Beim Nachmittagsauftritt von fünf Geigern aus der Meisterklasse der großen Ana Chumachenco im Bayerischen Landtag (!) war der Eintritt sogar frei. Dementsprechend füllte sich der Saal trotz Taschenkontrollen und Traumwetter. Geboten wurde unter anderem Violinliteratur von Johan Halvorsen, Christian Sinding oder Hubert Léonard, wie sie nur noch in Vortragsabenden auf dem Programm steht. Doch wie Miriam Helms, 1991 geboren, und Christel Lee, Jahrgang 1990, Halvorsens Duo-Caprice über norwegische Melodien hinlegten, war ebenso ein Vergnügen wie der Dreierpack von Veriko Tchumburidze, Julen Zelaia und Lorenz Chen bei Léonards "Sérénade humoristique à l'espagnole". Doch spielte Lorenz Chen, 1994 geboren, Giuseppe Tartinis Teufelstrillersonate in Fritz Kreislers Bearbeitung, wohl anfangsgehemmt, allzu gradlinig und beiläufig.

Tschumburidze, 1996 geboren, versuchte sich an Karlo Szymanowskis "Quelle der Arethusa", doch die geforderte magische Klangfarbenwelt ist ihr noch fern. Sichtlich wohler fühlte sie sich bei Henryk Wieniawskis "Scherzo-Tarantelle". Julen Zelaia, Jahrgang 1995, aus Spanien nahm Eugène Ysaÿes 2. Solosonate ernst und introvertiert. Miriam Helms dagegen verwandelte Sindings "Suite im alten Stil" in berührende Musik und Christel Lee brillierte in Ysaÿes "Valse-Caprice" schon mit wettbewerbsgehärteter Souveränität. Am Ende feierten alle die Meisterin im Kreise ihrer tollen Studenten.

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: