Münchner Rundfunkorchester:Heiterkeit und Klangpracht

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Ivan Repušić wird neuer Chefdirigent

Von Karl Forster, München

Er war der vierte Kandidat, der sich mit einem Probedirigat dem Münchner Rundfunkorchester als möglicher neuer Chef vorstellte. Orchestervorstand Ralf Klepper erzählte gut gelaunt, wie schnell und eindeutig man seitens der Musiker gewusst habe: "That's it!" Und so kommt es, dass mit dem 39 Jahre alten Kroaten Ivan Repušić nun der Posten des Chefdirigenten bei jenem Orchester neu besetzt ist, das auch im 65. Jahr seines Bestehens nicht nur Garant für beste Musik, sondern auch für ebensolche Laune ist.

Repušić übernimmt einen Klangkörper, der nach einer Zeit der Irrungen und Wirrungen sich unter Ulf Schirmer wieder gefangen und zu neuer Klangpracht gefunden hat. Die vorige BR-Intendanz war ja schon drauf und dran, das Rundfunkorchester den Sparkommissaren zu opfern, unter Ulrich Wilhelm aber genas das Orchester, wenn auch nur, wie Orchestervorstand Klepper bei der Pressekonferenz beklagte, mit halbem künstlerischen Etat, was zu Teilzeitverträgen mit einem Großteil der 55 Musiker geführt habe. Doch Ivan Repušić, der ja auch noch als GMD in Hannover waltet, geht seinen Dreijahresvertrag recht fröhlich an. Die Chemie mit dem Orchester habe von der ersten Probe an gestimmt, sein Arbeitsmotto "neugierig bleiben" korrespondiert auch hübsch mit dem des Orchesters: "Wir spielen unter die Haut." Und neben der Fortführung der Erfolgsreihe "Paradisi gloria" stehen als Schwerpunkte bei den Sonntagskonzerten konzertante Opernaufführungen (Start mit "Luisa Miller" von Verdi), viel früher Mozart und anlässlich des 200. Geburtstages von Charles Gounod dessen Oper "Le Tribut de Zamora" auf dem Programm. Mit einer "Gräfin Mariza" wolle man den Bogen nach Osten schlagen, der Heimat des neuen Chefs, der erste Ausbildungsabschnitte in Zagreb absolvierte.

Erstmals hat man seites des Rundfunkorchesters auch eine Artistin in Residence: die lettische Sopranistin Marina Rebeka, der 2009 bei den Salzburger Festspielen bei Rossinis "Moses und Pharao" der internationale Durchbruch gelang. Sie wird eine dem Titel entsprechende Rolle für das Orchester spielen, das sich aber auch auf eine Tournee mit Diana Damrau freut - und auf eine weitere Zusammenarbeit mit der Theaterakademie August Everding, mit der man einen Spezialabend zum 100. Geburtstag von Leonard Bernstein im Sommer 2018 plant. Zum Start des Neuen am Pult hat sich das Orchester auch optisch amüsant in Szene gesetzt: Musiker hinter fliegenden Blüten sollen Jugendlichkeit und Frische ausstrahlen. Ein Versuch, der für viel Heiterkeit bei den anwesenden Musikern sorgte.

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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