Milla:Tatatataa

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Seit vier Jahren leistet ein Club in der Holzstraße einen wichtigen Beitrag zur Kultur in der Stadt. Der Geburtstag wird unter anderem mit Beethovens fünfter Symphonie gefeiert

Von Dirk Wagner

Schon auf der Eröffnungsfeier vor vier Jahren machten die Betreiber der Milla deutlich, dass es ihnen nicht nur darum geht, eine weitere Einnahmequelle im Münchner Nachtleben aufzutun. Eigentlich wollte man damals nämlich die erschienen Besucher zu einem Freibier einladen, bis das Fass leer ist. Danach, so war der Plan, sollten die Gäste des Eröffnungsabends ganz regulär bezahlen. Weil man aber versäumt hatte, ausreichend Wechselgeld zu besorgen, betonte einer der Betreiber in seiner Ansprache: "Also fühlt euch auch so eingeladen. Daran wird dieser Club ja wohl hoffentlich nicht zugrunde gehen."

Die Überlegung, dass der Club schon nicht zugrunde gehen würde, nur weil eine Veranstaltung wenig Gewinn verspricht, sollte in den folgenden vier Jahren noch öfters das Credo der Clubbetreiber und ihrer Programmgestalter sein. Umso erfreulicher ist es, wenn besonders ausgefallene Ideen dann im Milla fruchten. Etwa die, ein Party-Publikum mit gänzlich unbekannten Songs in Stimmung zu bringen, wie die Partyreihe "Can You Dig It?" verspricht, die jedem, der einen Song erkennt, auch gleich einen Drink ausgibt. Oder die nicht minder gute Idee, das Publikum mit "Same Old Song" einen Abend lang mit verschiedenen Live-Darbietungen ein und desselben Songs in mehreren Versionen zu unterhalten. An Weihnachten präsentierte die Milla sogar ein Special und zelebrierte gleich 24 Stunden lang eine "Stille Nacht, Heilige Nacht".

Mit derart ausgefallenen Ideen folgte die Milla freilich keinen Trends. Vielmehr schuf sie Trends oder spürte diese doch zumindest schon auf, lange bevor sie als solche zu erkennen waren. Entsprechend griff der Kellerclub in der Holzstraße - schon lange bevor der Papst sich daran stieß - Gender-Diskussionen auf und beschloss, sich explizit weiblich in der Club-Landschaft zu positionieren: "Die Milla" also. Und die Milla gewann dann auch gleich mal deutschlandweit Preise für das außergewöhnlich gute Konzert- und Party-Programm. Und weil ein hoch gepriesenes Programm auch eine würdige Präsentation verdient, engagierte man bald den Münchner Siebdruckkünstler Bernd Hofmann alias Senior Burns, der nun schon seit drei Jahren monatlich das Programm der Milla künstlerisch aufbereitet. An diesem Freitag, 14. Oktober, eröffnet nun eine Ausstellung mit seinen Arbeiten das Fest zum vierjährigen Bestehen der Milla. Alle monatlich erschienenen Siebdruckplakate von Senior Burns werden hier erstmals zusammen zu sehen sein.

Begleitet wird die Ausstellung von einem Konzertprogramm, das mit Akere, dem 16-köpfigen Verworner-Krause-Kammerorchester und Meine Wenigkeit, der - wie das Programm der Milla selbst behauptet - "komplett underrated" ist, einmal mehr erfolgreiche Gigs mit solchen eint, an denen die Veranstalter zwar glauben, deren Erfolg aber noch abzuwarten bleibt. Wenn der sich dann nicht einstellt, wird der Club daran hoffentlich nicht zugrunde gehen.

Spannend wird es vor allem am zweiten Abend, wenn JJ Jones in seiner Veranstaltungsreihe "Same Old Song" mit einigen Überraschungsgästen gleich mehrere Versionen ein und desselben Songs mehrfach unterschiedlich aufbereitet. Legendär dürfte jetzt schon jene Interpretation des Prince-Klassikers "Purple Rain" sein, den eine Formation in der Milla mal als italienische Oper aufbereitet hatte. Wenn sich JJ Jones am Samstag nach Ohrwürmern wie Nenas "99 Luftballons" oder "Wind Of Change" von den Scorpions nun erstmals der klassischen Musik widmet, nämlich Beethovens fünfter Sinfonie, ist kaum zu erwarten, dass die neuen Interpretationen nur den markanten Einstieg, also jene drei Achtel auf G mit dem danach folgenden langgezogenen Es, aufgreifen. Falls doch, wird der Club auch daran nicht zugrunde gehen.

Vier Jahre Milla ; Freitag und Samstag, 14. und 15. Oktober, Milla, Holzstraße 28

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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